Türkei: Inflationsrate in der Türkei steigt im April auf fast 70 Prozent

→ Оригинал (без защиты от корпорастов)

Die Notenbank versucht mit hohen Leitzinsen, die Inflation in der Türkei zu bekämpfen - bisher ohne Erfolg. Im April war die Teuerungsrate so hoch wie zuletzt Ende 2022.

Aktualisiert am 3. Mai 2024, 14:45 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters, ljk

Die Preise in der Türkei stiegen im Vergleich zum März um weitere 3,2 Prozent. © Dilara Senkaya/​Reuters

Die Inflation in der Türkei hat sich im April erneut verstärkt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Verbraucherpreise um 69,8 Prozent an, teilte das Statistikamt in Ankara mit. Das entspricht der höchsten Teuerungsrate seit Ende 2022. Ökonomen hatten im Vorfeld mit einer Rate von 70,1 Prozent gerechnet.

Im Vergleich zum März stieg die Inflation damit um 3,2 Prozent an. Insbesondere in den Bereichen Bildung, Gastronomie, Gesundheit und Verkehr sowie für alkoholische Getränke und Tabak zogen die Preise stark an.

Wechselkurs der Lira im Rekordtief

Die türkische Zentralbank stemmt sich mit hohen Leitzinsen gegen die Teuerung. Allerdings beließ sie diese in der vergangenen Woche bei 50 Prozent, womit der Leitzins weiter deutlich unter der Inflationsrate liegt. Der sogenannte reale Leitzins ist somit negativ, die Wirtschaftsaktivität wird damit eher angeschoben als gebremst - was auch eine weitere Verschärfung der Inflation bedeuten könnte.

Der negative Realzins gilt auch als Grund für die Schwäche der Landeswährung Lira. Dies macht Finanzanlagen in der Türkei für ausländische Anleger unattraktiver und verteuert eingeführte Güter und Dienstleistungen. Der Wechselkurs der Lira sowohl gegenüber dem US-Dollar als auch dem Euro liegt derzeit auf einem Rekordtief.

Türkische Zentralbank will straffen geldpolitischen Kurs beibehalten

Noch im März hatte die Notenbank den Leitzins von 45 auf 50 Prozent angehoben. Auf eine erneute Erhöhung verzichtete die Bank aufgrund der verzögerten Wirkung der geldpolitischen Straffung vorerst. Die Ökonomen gehen davon aus, dass die Teuerung im Mai mit 73 bis 75 Prozent ihren Höhepunkt erreichen könnte. Zum Jahresende soll sie mit 36 Prozent nur noch etwa halb so hoch ausfallen.

Die Zentralbank kündigte an, die Inflationsrisiken im Blick behalten zu wollen. Der straffe geldpolitische Kurs werde so lange beibehalten, bis ein "signifikanter und anhaltender Rückgang" des derzeitigen Inflationstrends zu beobachten sei.

Die steigenden Lebenshaltungskosten gelten als einer der Gründe für das schlechte Abschneiden der AKP von Präsident Recep Tayyip Erdoğan bei den Kommunalwahlen vor wenigen Wochen. In vielen Großstädten hatte die Opposition deutlich besser abgeschnitten als die Regierungspartei, unter anderem in der Großstadt Istanbul.