Erstmals seit Jahrzehnten: Milliardenverlust bei Gazprom

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Stand: 03.05.2024 10:40 Uhr

Europa hat sich seit Beginn von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine andere Erdgas-Lieferanten gesucht. Nun schreibt der russische Gazprom-Konzern mehr als sechs Milliarden Euro Verlust - das erste Minus seit Jahrzehnten.

Der russische Energiekonzern Gazprom hat unter dem Eindruck des Angriffskriegs gegen die Ukraine im vergangenen Jahr erstmals seit fast einem Vierteljahrhundert rote Zahlen geschrieben.

Der Staatskonzern meldete am Donnerstag für 2023 einen Nettoverlust von 629 Milliarden Rubel (fast 6,4 Milliarden Euro). Russische Analysten hatten nach einem Gewinn von 1,23 Billionen Rubel 2022 auch im Folgejahr einen Gewinn erwartet, wenn auch einen deutlich kleineren.

Früher stets profitabel

Damit handelt es sich nach übereinstimmenden russischen Medienberichten um den ersten Nettoverlust, den Gazprom seit dem Jahr 1999 verzeichnet hat. In den vergangenen Jahren war das Unternehmen stets profitabel.

Der plötzliche Einbruch des Geschäfts dürfte auf die drastisch reduzierten Gaslieferungen nach Europa zurückzuführen sein. Den EU-Staaten ist es unerwartet schnell gelungen, Alternativen zum Gaslieferanten Russland zu finden. Noch 2021 bezogen europäische Staaten 40 Prozent ihres Erdgases von Gazprom. Im vergangenen Jahr waren es nach EU-Angaben nur noch 8 Prozent.

Darüber hinaus wurden die Nord-Stream-Pipelines des Unternehmens, lange Zeit der Haupttransportweg für Gas nach Europa, durch mutmaßliche Sabotageakte im September 2022 beschädigt. Europa war für Gazprom jahrelang der wichtigste Absatzmarkt. 

Auf der Suche nach neuen Märkten

Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 und den darauffolgenden Sanktionen hatte Gazprom versucht, neue Absatzmärkte zu erschließen. Besonders das Geschäft mit asiatischen Ländern will das Unternehmen ausbauen. Allerdings erfordert dies erhebliche Investitionen in die Infrastruktur.

Außerdem hat der Konzern, der über die größten Erdgasreserven der Welt verfügt, mit der finanziellen Belastung durch den Ausbau seines inländischen Verteilungsnetzes zu kämpfen. Moskau will besonders die Exporte nach China erhöhen.

Zuletzt gerieten die Verhandlungen über die geplante Erweiterung der Pipeline "Power of Siberia 2" ins Stocken. Die Leitung soll Gas aus Sibirien durch die Steppe der Mongolei bis nach Nordchina transportieren.