Hauptversammlung der Deutschen Post: Weniger Briefe, höheres Porto

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Stand: 03.05.2024 09:25 Uhr

Postkunden müssen sich auf längere Wartezeiten und höhere Preise einstellen. Der DHL-Konzern kämpft derzeit mit großen Herausforderungen - die heute auf der Hauptversammlung in Bonn zur Sprache kommen.

Die Post stellt sich auf neue Zeiten ein. Ein Beispiel dafür dürfte das sein, was vor gut einem Monat im Düsseldorfer Landtag passiert ist: Die Post demontierte den Briefmarkenautomaten im Foyer des Parlaments von Nordrhein-Westfalen, weil er nicht mehr zeitgemäß sei. Laut einem Unternehmenssprecher werden die Geräte deutschlandweit Stück für Stück abgebaut, weil es keine Ersatzteile mehr gebe und man Briefmarken oder Frankiercodes einfach online erstellen könne.

Der Logistik-Riese DHL muss nach den Rekordjahren durch den Boom in der Corona-Krise deutliche Rückgänge bei Umsatz und Gewinn verkraften. Die Nachfrage nach Briefen sinkt schon länger - aber jetzt offenbar noch schneller. Die Anzahl der beförderten Briefe sei 2023 um 5,6 Prozent auf rund 12,6 Milliarden gesunken, teilte der Postkonzern DHL Anfang März bei der Präsentation der Jahreszahlen in Bonn mit. Grund für die sinkende Nachfrage ist die Digitalisierung. Viele Menschen nutzen Mails oder Chats für die Kommunikation und verzichten daher auf Briefe.

Zahl der Pakete steigt weiter

Bei Paketen hingegen steigt die Nachfrage. Grund dafür dürfte sei, dass viele Verbraucherinnen und Verbraucher regelmäßig bei Online-Händlern bestellen. Die Anzahl der von DHL in Deutschland beförderten Pakete erhöhte sich im vergangenen Jahr um 3,8 Prozent auf rund 1,7 Milliarden.

Die gesamte Branche hat derzeit aber mit großen Herausforderungen zu kämpfen. Auch die Konkurrenz leidet unter den deutlich gesunkenen Frachtraten und dem lahmenden Welthandel. UPS hatte nach Rückgängen bei Umsatz und Gewinn den Abbau von 12.000 Stellen angekündigt. Auch Kühne + Nagel will Arbeitsplätze streichen. FedEx hatte seinen Ausblick für 2024 Ende letzten Jahres zusammengestrichen und sinkende Umsätze angekündigt.

Unterstützung soll die Post nun von der Politik bekommen. Bei der Beförderung von Briefen muss sie sich aktuell an Regeln halten, die aus den 1990er-Jahren stammen. So müssen beispielsweise etwa 80 Prozent der eingeworfenen Briefe am nächsten Werktag an ihrem Ziel ankommen. Im Rahmen einer Gesetzesnovelle sollen sich diese Vorgaben dem veränderten Bedarf anpassen, der Zeitdruck für die Post soll sinken. Damit könnte der Bonner Konzern seine Kosten senken.

Briefe werden langsamer

Die Kunden müssen sich darauf einstellen, dass künftig 95 Prozent der Briefe erst drei Werktage später den Empfänger erreichen. Die neuen Laufzeitvorgaben gelten aber erst, wenn die Bundesnetzagentur grünes Licht dafür gibt. Zustimmen dürfte sie voraussichtlich bei dem alle drei Jahre durchgeführten Portoverfahren - und das greift zum Januar 2025.

Ab diesem Zeitpunkt darf die Post dann aller Voraussicht nach auch ein höheres Porto nehmen. Es wird also teurer, einen Brief zu verschicken, der dann länger braucht. Wem es wichtig ist, dass ein Brief möglichst schnell da ist, der kann mit einem entsprechenden Aufschlag einen sogenannten Prio-Brief aufgeben.

Keine Nachtflüge mehr

Die neuen Pläne haben bei der Post bereits Auswirkungen: Vor einem Monat hat das Unternehmen seine Inlandsnachtflüge eingestellt - nach mehr als 62 Jahren. Die Post verzichtet darauf, für eine bessere Klimabilanz und um die Kosten zu senken. Auf dem Landweg sinkt der CO2-Ausstoß pro Brief Firmenangaben zufolge um gut 80 Prozent.

Auch die sogenannte Filialnetz-Pflicht steht bei der neuen Gesetzesnovelle auf dem Prüfstand. Laut dem aktuell noch gültigen Postgesetz muss es bundesweit mindestens 12.000 Filialen geben. Meistens sind das Kioske oder Supermärkte, die auch einen Postschalter haben. Diese Zahl wird mit knapp 13.000 zwar übertroffen. Allerdings gibt es auch Entfernungsvorgaben: In Gemeinden, die mindestens 2.000 Einwohner haben, muss mindestens eine Filiale sein, und in Gemeinden mit mehr als 4.000 Einwohnern darf die Entfernung zur Filiale in zusammenhängenden Wohngebieten nicht mehr als zwei Kilometer betragen. 

Bundesnetzagentur: Zu wenige Filialen

Die Deutsche Post hat weiterhin Probleme, diese Vorgaben einzuhalten. Ende Februar war die Post laut Bundesnetzagentur in 125 solcher Pflichtstandorte nicht präsent, obwohl sie es eigentlich sein müsste. Ein Postsprecher wies darauf hin, dass man 99 Prozent der Pflichtstandorte abdecke; herausfordernd sei die Einrichtung von Postfilialen insbesondere in ländlichen Gebieten mit wenig ausgeprägter Einzelhandels-Infrastruktur. Wenn der letzte Laden in einem Dorf dicht mache, habe die Post auch keinen Filialpartner mehr vor Ort, so der Sprecher.

Um präsent zu sein, plant die Post den Aufbau weiterer Poststationen, also Automaten, an denen man Briefmarken kaufen, Briefe einwerfen sowie Pakete abgeben oder abholen kann.

Im Düsseldorfer Landtag, wo der Briefmarkenautomat vor Kurzem abgebaut wurde, hat man sich nun selbst geholfen. Das Parlament hatte bereits kurz vor dem Auslaufen des Automaten eigene Briefmarken produzieren lassen - mit einer Außenaufnahme als Motiv. Innerhalb von sechs Wochen seien bereits 1.500 Briefmarken verkauft worden, so ein Landtagssprecher. Die 85-Cent-Marken kann man nun in der Cafeteria kaufen.