Auto China Peking 2024: Überzeugen die Neuheiten der Automesse?

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Auf der Auto China Peking 2024 wird dem Blech gehuldigt. Keine andere Automesse ist größer und wichtiger als die Messe im größten Automobilmarkt der Welt. Das lockt die meisten Marken an, chinesische wie europäische. Die interessantesten Neuheiten.

Die Auto China Peking 2024 zählt zu den wichtigsten Automessen der Welt. Vom 25. April bis 4. Mai zeigen hier über 700 Hersteller auf mehr als 200.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche unter dem Slogan "New Era, New Cars" ihre Neuheiten - nicht nur chinesische, sondern auch europäische.

Der Druck gerade auf die deutschen Hersteller ist immens: China ist der größte Absatzmarkt, und die mächtigen chinesischen Marken wie BYD, Geely, Chery, Great Wall Motors oder SAIC holen rasant auf. Auch dieses Jahr feiern sie wieder ein gigantisches Neuheiten-Feuerwerk, während es gerade aus deutscher Sicht mit Audi, BMW, Mini, Mercedes-Benz und VW nur wenige Höhepunkte gibt. Mittelklasse-Autos, Vans und Offroader dominieren die Messe, Kleinwagen finden die Besucherinnen und Besucher hingegen kaum.

Sehr erfolgreich ist vor allem BYD. Das Unternehmen hat vergangenes Jahr Volkswagen vom Thron der Zulassungsstatistik gestoßen. BYD verkaufte 2023 auf dem Heimatmarkt über 2,5 Millionen Fahrzeuge und überholte damit Volkswagen mit 2,3 Millionen Einheiten.

China entdeckt den Plug-in-Hybrid

Auch ein paar Überraschungen gibt es in den großen Hallen. Darunter der Trend zu mehr Plug-in-Hybrid-Modellen mit elektrischen Reichweiten um die 200 Kilometer. Vergangenes Jahr griffen in China mehr als 2,6 Millionen Kundinnen und Kunden zu den Hybridmodellen mit Stecker.

Zum Vergleich: In Deutschland sind weniger als eine Million PHEV-Modelle insgesamt angemeldet. Dazu kommt der schon länger anhaltende Trend zu mehr Digitalisierung, noch mehr Displays und freundlich winkenden Avataren im Auto. Ebenso auffällig: die Vielzahl an großen und komfortablen Vans - sie sind ideale Chauffeurwagen für die Stau-Städte Peking oder Schanghai.

Autor Fabian Hoberg hat auf einem Messerundgang die interessantesten Neuheiten aus europäischer Sicht zusammengestellt.

Audi Q6L e-tron

Extra für China: Langversion des elektrischen Audi Q6 e-tron© FABIAN_HOBERG

Den neuen Q6 e-tron hat Audi schon vor ein paar Wochen in Europa gezeigt. Jetzt folgt die auf 4,88 Meter verlängerte Version Q6L e-tron für den chinesischen Markt - ein Plus von knapp 11 Zentimetern im Vergleich zum europäischen Modell. Mehr Radstand bedeutet mehr Platz und Komfort für die Passagiere im Fond. Ansonsten bleibt die Technik identisch. Die Basisversion leistet 285 kW/388 PS, der leistungsstärkere SQ6 e-tron 345 kW/469 PS. Mit 100-kWh-Batterie und Allrad fährt der Q6 e-tron rund 600 Kilometer weit.

BMW i4 und 4er Gran Coupé

Nur leicht retuschiert: Der BMW i4© Fabian Hoberg

Mit einem leichten Facelift gehen BMW i4 und 4er Gran Coupé in Peking an den Start. Die neu gestaltete Niere, neue Frontscheinwerfer, Außenspiegel und Räder fallen unter die Rubrik Kosmetik, genau wie die softe Überarbeitung im Innenraum mit neuem Sportlenkrad, geänderten Lüftungsdüsen, neuen Sportsitzen und Interieurleisten.

Künftig bietet BMW den i4 in vier Motorvarianten an: als Basis eDrive 35 mit 210 kW/286 PS, darüber folgen i4 eDrive 40 mit 250 kW/340 PS und i4 M50 mit 400 kW/544 PS. Neu hinzugekommen ist der i4 xDrive 40 mit 295 kW/401 PS und Allrad. Gleichstrom-Laden ist mit bis zu 205 kW möglich, beim i4 eDrive35 mit 180 kW.

Beim 4er Gran Coupé erhalten nun alle Verbrenner serienmäßig ein Achtgang-Getriebe. Mit dem 420i Gran Coupé mit 135 kW/184 PS startet die Coupé-Limousine, darüber rangieren die Modelle 430i xDrive Gran Coupé mit 180 kW/245 PS, ein neuer Sechszylinder M440i (275 kW/374 PS), 420d 140 kW/190 PS) und 430d (210 kW/286 PS).

Changan E07

Interessante Frontoptik mit Lichtspielen am Changan E07© Fabian Hoberg

Der Changan Qiyuan E07 ist ein eher ungewöhnliches SUV. Es bietet zum einen Zweirad- oder Allradantrieb, aber auch eine Karosserieform, die sich wandeln lässt. Bei geschlossener Heckrolle sieht der E07 wie ein gewöhnliches SUV aus. Fährt die Heckkuppel ein, wird daraus ein geräumiger Pick-up-Truck - trotz der fünf Sitzplätze im vorderen Teil. Der E07 misst 5,04 Meter in der Länge und ist 1,64 Meter hoch. Die maximale Leistung liegt bei 252 kW, die Höchstgeschwindigkeit bei 201 km/h. Es ist nicht wahrscheinlich, dass der Changan E07 nach Europa kommt.

Denza D9 Pioneer GT

Selbstbewusst tritt dieser Van von Denza auf© FABIAN_HOBERG

Als wahre Luxuslimousine präsentiert Denza den D9 Pioneer, ein Van bzw. ein Bus in der Größe von VW T6 Multivan und Mercedes V-Klasse. Der Van mit der unverkennbaren Front bietet seinen Passagieren auf 5,25 Meter Länge viel Platz, Komfort und Luxus. Es gibt ihn wahlweise mit 230-kW-Frontmotor (313 PS) oder als 275-kW-Allradler (374 PS). Dazu offeriert Denza drei Hybridvarianten mit bis zu 300 kW. Aussichten auf Erfolg in Europa: eher gering.

Interessant ist auch der Denza Z9: Die 5,20 Meter lange Sportlimousine setzt auf einen Plug-in-Hybrid mit einer elektrischen Reichweite von rund 200 Kilometern. Der Antrieb mit 710 kW/966 PS (!) beschleunigt den Z9 bis auf 240 km/h.

Dongfeng L7

Würde auch in Europa nicht fehl am Platz wirken: Der Dongfeng L7© Fabian Hoberg

Vor ein paar Wochen stellte die Dongfeng-Marke Aeolus ihr erstes Plug-in-Hybrid-SUV mit der Bezeichnung L7 vor. Das kompakte SUV ist 4,68 Meter lang und 1,62 Meter hoch, hat einen Radstand von 2,77 Metern und ein Leergewicht von 1,8 Tonnen. Zum außergewöhnlichen Design gehören ein "schwebendes Dach", versteckte Türgriffe, schmale Scheinwerfer in der geschlossenen Front und eine hoch angebrachte Bremsleuchte.

Als Antrieb dient ein Plug-in-Hybrid, der aus einem 113 kW/157 PS starken 1,5-Liter-Motor und einem Elektromotor mit einer kombinierten Leistung von 265 kW/360 PS besteht. Der Akku mit einer Kapazität von 30,32 kWh bietet eine rein elektrische Reichweite von 205 Kilometern. Gesamtreichweite: 1500 Kilometer.

Dongfeng ET 008

Dongfeng ET 008: Wahlweise rein elektrisch oder als Version mit Range Extender© FABIAN_HOBERG

ET ist eine neue Marke von Dongfeng Aeolus, die letztes Jahr im April auf der Shanghai Auto Show vorgestellt wurde. Der ET 007 war die erste Elektroauto-Limousine, nun folgt mit dem ET 008 das zweite Modell. Wie der 007 ist auch der 008 sowohl als reine Elektroversion als auch mit verlängerter Reichweite erhältlich. Die Elektroversion wird von einem 200-kW-Elektromotor angetrieben und verfügt über einen 82,28-kWh-Lithium-Akku für eine Reichweite von 636 Kilometern.

Die Version mit Range-Extender hat einen Vierzylindermotor mit 1,5 Litern Hubraum und einer Leistung von 108 kW/147 PS, der als Generator fungiert. Als elektrische Reichweite gibt der Hersteller 154 Kilometer an, allerdings nach dem chinesischen CLTC-Zyklus.

Chery iCar 03T

Auffällig ist er, der Chery iCar 03T© FABIAN_HOBERG

Im Stil des Land Rover Defender zeigt iCar den 03T: kantig und klobig und mit Elektromotor. Mit 4,43 Meter Länge und 1,71 Meter Höhe fällt er allerdings eher kompakt aus. In den großen Radkästen sitzen schwarze Räder, an den Seiten Offroad-Beplankungen. Der Chery iCar 03T ist eine modifizierte und aufgewertete Version des iCar 03, der Anfang des Jahres auf den Markt kam. Die Bodenfreiheit beträgt 200 Millimeter und die Böschungswinkel 28, 31 bzw. 20 Grad.

IM Moving

Könnte auch ein Nio sein, hört aber auf den Namen IM Moving I6© FABIAN_HOBERG

IM Moving zeigt mit dem L6 einen Tesla-Model-3-Konkurrenten. Das Modell ist eine Mittelklasse-Limousine, 4,93 Meter lang, 1,96 Meter breit und nur 1,47 Meter hoch. Erhältlich ist der IM L6 sowohl mit Elektro-Heckantrieb als auch mit Zweimotoren-Allradantrieb, wobei der Hecktriebler eine Leistung von 216 kW/294 PS und die Version mit zwei Motoren eine kombinierte Leistung von 579 kW/787 PS erbringt.

Lamborghini Urus SE

Rot und stark: Der Lamborghini Urus SE als PS-stärkste Version© Fabian Hoberg

Sportwagenhersteller Lamborghini präsentiert in Peking erstmals die stärkste Version des SUV Urus. Beim Urus SE handelt es sich um einen Plug-in-Hybrid mit einer Systemleistung von 588 kW/800 PS, der 4,0-Liter-V8-Verbrenner allein kommt schon auf 456 kW/620 PS. Damit beschleunigt das SUV in 3,4 Sekunden auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 312 km/h. Mit der 25,7-kWh-Batterie kann der Hybrid bis zu 60 Kilometer rein elektrisch zurücklegen. Preis: deutlich jenseits der 260.000 Euro.

Mercedes-Benz G580

Ob sich die elektrische G-Klasse durchsetzen wird?© Fabian Hoberg

Einer der Stars der Messe ist die neue Mercedes-Benz G-Klasse. Einmal mit dem klassischen Verbrennungsmotor, aber vor allem mit einem elektrischen Antrieb. China ist nach den USA der zweigrößte Markt des Modells. Gleich vier individuelle E-Maschinen mit insgesamt 432 kW/588 PS und 1164 Nm Drehmoment treiben den kantigen Offroader an. Das reicht für einen Sprint von 0 auf 100 km/h in 4,7 Sekunden und eine Spitze von 180 km/h.

Dank elektronischem "Torque Vectoring" lassen sich mechanische Differenzialsperren virtuell darstellen - inklusive G-Turn-Mode (Panzerwende). Dabei dreht sich der Geländewagen auf losem Untergrund auf der Stelle um 360 Grad.

Ernst zu nehmendes Gelände kann die elektrische G-Klasse ebenfalls: 100 Prozent Steigung, das sind 45 Grad, sind möglich, drei Kriech-Modi, dazu eine Wattiefe von 85 Zentimeter - und damit mehr als die G-Klasse mit Verbrenner. Der 116-kWh-Akku soll für 473 Kilometer nach WLTP reichen, für das Schnellladen mit Gleichstrom ist eine Ladeleistung von bis zu 200 kW an Bord. Nachteil: ein Leergewicht von 3 Tonnen und keine Anhängelast. Der elektrische Mercedes-Benz G 580 kostet mindestens 142.621 Euro, der Verbrenner startet bei 122.808 Euro.

Mini Aceman

Der Mini Aceman fährt elektrisch und ist eine Nummer kleiner als der Countryman© Fabian Hoberg

Als Crossover positioniert Mini den Aceman. Das fünftürige SUV stößt in die Lücke zwischen Cooper und Countryman und wird elektrisch angetrieben. Auf 4,08 Meter Länge bietet der Aceman fünf Sitzplätze und einen Kofferraum mit einem Volumen zwischen 300 und 1005 Liter. Mit einer Ladung des 42,5-kWh-Akkus soll der Stromer bis zu 406 Kilometer nach WLTP-Testzyklus zurücklegen. Sein E-Motor leistet 160 kW/218 PS und beschleunigt den Mini in 7,1 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 170 km/h. Der in China entwickelte elektrische Mini kommt demnächst nach Deutschland.

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Smart Concept #5

Smart will ein Mittelklasse-SUV bauen. So könnte es aussehen© Fabian Hoberg

Smart wächst weiter. Nicht nur bei den Modellen, sondern auch in der Länge: 4,75 Meter misst diese Studie. Das neue Concept #5 stellen die Chinesen als ausgewachsenes Mittelklasse-SUV vor, innen mit 13-Zoll-Displays, außen mit robuster Offroad-Optik. Die Marke, ein Joint-Venture von Mercedes und Geely, spricht vom "bisher geräumigsten und vielseitigsten Fahrzeug von Smart".

Vor allem kann es schnell laden: Mit 800-Volt-Technologie soll der Allradler mit den dicken Offroad-Reifen von 10 auf 80 Prozent in nur 15 Minuten laden können. Mit einer Akku-Kapazität von mehr als 100 kWh verspricht Smart eine Reichweite von 500 Kilometern. Verkaufsstart: noch dieses Jahr. Preis: "unter 50.000 Euro"".

Volkswagen ID. Code Concept

Das Design der VW Konzeptstudie ID. Code könnte auch von einem chinesischen Hersteller stammen© Fabian Hoberg

Mit einer Studie aus China für China und einer neuen Designsprache will VW das Publikum in Peking überzeugen. Der ID. Code wurde direkt fürs autonome Fahren auf Level 4 hin entwickelt und bietet neben einem gefälligen Design auch ein paar technische Neuerungen. Dazu zählen der integrierte Saugroboter "Lupo" und eine Außenhülle, die mit ihrem Umfeld kommunizieren kann - als riesengroßer, digitaler Avatar. Die Frontpartie verfügt über ein intelligentes Lichtsystem mit interaktiven 3-D-Augen.

Hinter der Frontscheibe sitzt ein Lidar für die Level-4-Funktion. Dann fährt das Lenkrad ein, und die Vordersitze lassen sich für mehr Raum um 180 Grad drehen oder in eine Liegeposition setzen. Für kühle Getränke bei der Fahrt sorgt ein in der verschiebbaren Mittelkonsole integrierter Kühlschrank. Um mehr Infos anzeigen zu können, nutzt VW künftig die gesamte Windschutzscheibe und die Seitenscheiben als Displays. Mit dem Konzeptauto kündigt VW bis Ende 2027 fünf neue Modelle der Submarke ID. UX an - nur für China, aber dort dringend nötig.

Xiaomi SU7

Auch der Elektronikriese Xiaomi will künftig Autos bauen. In Peking steht diese Limousine namens SU7© FABIAN_HOBERG

Was Apple nicht gelingt, klappt bei Xiaomi vielleicht besser: Autos bauen. Der in Peking gezeigte SU7 ist das erste Auto eines des größten Smartphone-Hersteller der Welt, Xiaomi, und sieht ein wenig nach Porsche Panamera aus: 4,98 Meter lang, vier Türen, flache Karosserie und mit 220 kW oder wahlweise 465 kW viel Leistung. Mit dem Power-Antrieb geht es in unter drei Sekunden auf 100 km/h und bis zu 265 km/h schnell. Flott geladen wird der Akku dank 800-Volt-Technologie. SU steht übrigens für Speed Ultra. Weitere Modelle sollen folgen, vorerst aber nur in China.

Zeekr Mix

Zeekr ist bereits in Europa präsent. Ob es der Van Zeekr Mix auch in die alte Welt schafft, ist noch nicht raus© Fabian Hoberg

Viel Raum und Platz bietet der Zeekr Mix - praktisch für Geschäftsreisende im Dauerstau von Peking oder Schanghai. Mehrere Bildschirme im Innenraum und breite Sessel versüßen dann die lange Fahrt in dem rund 4,60 Meter kurzen Van. Der Antrieb erfolgt elektrisch mit rund 310 kW (421 PS) Leistung über die Hinterachse. Ob der Mix auch nach Europa kommt, wo Vans kaum noch gefragt sind? Wir werden es sehen.

Text: Fabian Hoberg