Pressefreiheit: Lage der Pressefreiheit in Deutschland leicht verbessert

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Noch nie hat Reporter ohne Grenzen die Lage der Pressefreiheit in so vielen Staaten als "sehr ernst" beschrieben. In Deutschland hingegen gebe es leichte Verbesserungen.

3. Mai 2024, 7:33 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, KNA, akm

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103 Kommentare Die Lage der weltweiten Pressefreiheit hat sich nach Angaben von Reporter ohne Grenzen im vergangenen Jahr deutlich verschlechtert. Insbesondere verzeichnete sie mehr Übergriffe im Umfeld von Wahlen. © Paul Zinken/​dpa

Die Lage der Pressefreiheit in Deutschland hat sich nach Angaben von Reporter ohne Grenzen (RSF) im vergangenen Jahr leicht verbessert. Deutschland steigt in der Rangliste in die Top Ten auf. Die bessere Platzierung, Platz zehn im Vergleich zu Platz 21 im vergangenen Jahr, ist vor allem auf eine schlechtere Situation in anderen Ländern zurückzuführen. 

In Deutschland selbst hat sich die Lage nur leicht verbessert. In erster Linie wurden weniger körperliche Angriffe auf Journalisten gezählt. Man gehe aber von einer hohen Dunkelziffer aus, sagt die Organisation: "Der (…) Anstieg auf der Rangliste sollte nicht täuschen." Pressefeindliche Tendenzen hätten hierzulande sogar zugenommen.

Weltweit habe sich die Situation von Medienschaffenden im vergangenen Jahr deutlich verschlechtert. Noch nie seien so viele Staaten auf der RSF-Rangliste in der schlechtesten Kategorie "sehr ernste Lage" eingeordnet worden. Insbesondere im Umfeld von Wahlen seien Journalisten besonders gefährdet, schreibt die Organisation. Es komme zu Beschimpfungen, Gewalt und Festnahmen. "Das zunehmende Ausmaß der Gewalt gegenüber Medienschaffenden, die über Wahlen berichten, ist eine erschreckende Entwicklung. Autokraten, Interessengruppen und Feindinnen der Demokratie wollen mit allen Mitteln unabhängige Berichterstattung verhindern", sagte ROG-Geschäftsführerin Anja Osterhaus.

An der Spitze der Rangliste steht zum achten Mal in Folge Norwegen, gefolgt von anderen skandinavischen Staaten und den Niederlanden. Das Schlusslicht ist Eritrea auf dem 180. Platz. Nach Einschätzung von Reporter ohne Grenzen existiert dort kein unabhängiger Journalismus.

Lage im Nahen Osten und Nordafrika am schlechtesten

Die RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus sagte im ZDF-Morgenmagazin, man schaue sich das jedes Jahr an und habe leider feststellen müssen, dass nur noch in 45, also in einem Viertel der untersuchten Länder, die Lage gut oder zumindest zufriedenstellend sei. "In 36 Ländern ist sie sehr besorgniserregend. Das heißt, dass dort Journalismus - wie wir ihn kennen - eigentlich kaum mehr stattfinden kann."

Verschlechtert habe sich die Lage in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Einzig in der Ukraine verbesserte sich die Situation. Grund sei eine sinkende Zahl der durch russische Truppen getöteten Medienschaffenden und eine sinkende politische Einflussnahme auf Redaktionen. 

Im Nahen Osten und Nordafrika ist die Situation insgesamt am schlechtesten. Im Krieg Israels gegen die Hamas seien bisher mehr als 100 Medienschaffende getötet worden. Auch der Angriff der Hamas auf Israel hatte Journalisten das Leben gekostet. In Afrika, Südamerika und den USA hat sich die Lage der Pressefreiheit ebenfalls verschlechtert.

Die Rangliste von Reporter ohne Grenzen analysiert die Lage der Pressefreiheit nach fünf Kriterien: Sicherheit, politischer Kontext, rechtlicher Rahmen, wirtschaftliches und soziokulturelles Umfeld. Grundlage ist eine qualitative Untersuchung, für die Journalisten, Wissenschaftler und Menschenrechtler in den Ländern befragt werden.