Bei Rewe klaffen Lücken in Süßwaren-Regalen

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Preiskampf mit US-Konzern Bei Rewe klaffen Lücken in Süßwaren-Regalen

Von Christina Lohner 03.05.2024, 12:34 Uhr Artikel anhören

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In Supermärkten bekommen Kunden erneut die Folgen von Preiskämpfen zwischen Handel und Herstellern zu spüren. Dieses Mal trifft es Liebhaber von Milka-Schokolade und anderen Süßigkeiten. Schuld sind Wetterextreme.

In den Rewe-Regalen für Süßigkeiten und Knabbereien klaffen zurzeit Lücken, wie die "Lebensmittel Zeitung" meldet. Vor allem Marken wie Milka, Oreo und Tuc werden zur Mangelware. Grund ist demnach ein Preiskampf der Supermarktkette mit dem US-Lebensmittelkonzern Mondelez. Der hat offenbar einen Lieferstopp verhängt, weil Rewe seine Preisforderungen nicht akzeptiert.

In Rewe-Märkten in unterschiedlichen Regionen sind in der Folge besonders beliebte Produkte wie die 100-Gramm-Tafel der Milka-Sorte Alpenmilch knapp, wie chip.de unter Berufung auf das Fachblatt berichtet. Einzelhändler zeigen sich von dem Preiskampf demnach genervt. Die Unternehmen selbst wollten sich nicht zu dem Streit äußern.

Hinter der Auseinandersetzung stecken dem Bericht zufolge die stark gestiegenen Kakaopreise. Rohkakao kostete im Februar mehr als doppelt so viel wie im Vorjahresmonat und ein Fünftel mehr als im Januar. "Gründe hierfür waren wetterbedingte Ernteausfälle sowie eine steigende Nachfrage", erklärte das Statistische Bundesamt Anfang April. Längere Dürreperioden, Starkregen, Überflutungen und Pflanzenkrankheiten hatten in Kakao-Anbauländern wie der Elfenbeinküste und Ghana zuletzt zu deutlich geringeren Erträgen oder sogar vollständigen Ernteausfällen geführt. Bei den Gebrauchsgütern musste insbesondere für Kakaobutter, Kakaofett und Kakaoöl fast doppelt so viel bezahlt werden wie im Vorjahresmonat.

Trügerische Ruhe nach historischem Preiskampf

Verbraucher müssen sich deshalb auf teurere Schokolade einstellen. Lindt kündigte bereits Anfang März an, der gestiegene Kakaopreis werde Preiserhöhungen in diesem wie auch im nächsten Jahr nach sich ziehen. Ein Sprecher von Ritter Sport hatte vor zwei Monaten erklärt: "Ein Kilo Kakao ist knapp drei Euro teurer als noch vor einem Jahr. Was das für die Herstellungskosten einer 100-Gramm-Schokoladentafel bedeutet, die zwischen 35 und 70 Prozent Kakao enthält, kann sich jeder selbst ausrechnen." Auch der US-Süßwarenhersteller Hershey und der Lebensmittelgigant Nestlé schlossen weitere Preiserhöhungen nicht aus. Dabei hatte sich die hohe Lebensmittel-Inflation zuletzt abgeschwächt.

Vor einem Jahr hatte der Preiskampf zwischen Lebensmittelhändlern und -produzenten ein quasi historisches Ausmaß erreicht: 17 Konzerne belieferten Deutschlands größten Lebensmitteleinzelhändler Edeka nicht mehr. Inzwischen ist in der Branche weitgehend Ruhe eingekehrt. Doch nicht nur bei Süßwaren dürfte diese nicht lange währen. "Ich vermute, dass die Preiskämpfe bei den nächsten Verhandlungsrunden wieder aufflammen", sagte Handelsexperte Stephan Rüschen ntv.de vor einem Monat. "Weil die Entwicklung der Energie- und Personalkosten offen ist."

Ein Teil der jüngsten Preissprünge bei Lebensmitteln war nach Einschätzung des Professors für Lebensmittelhandel an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg überzogen. Rüschen schätzt, dass fünf Prozentpunkte des Preisanstiegs seit Beginn des Ukraine-Kriegs unangemessen waren, wie er im Gespräch mit ntv.de vorrechnete.

Bei der erwarteten Teuerung von Schokolade dürfte es sich jedoch weniger um diese "Gierflation" handeln. Niklas Höhne, Gründer der Denkfabrik New Climate Institute, geht davon aus, dass tatsächlich die steigenden Kakaopreise an die Verbraucher weitergegeben werden. "Aber ganz ausschließen kann man es nie, dass Unternehmen etwas noch zusätzlich draufschlagen, weil es eben gerade möglich erscheint, Preise zu erhöhen", sagte Höhne ntv.de.