Trump-Vertraute als Zeugin: Er hatte Angst um seine Ehe

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Jahrelang arbeitet Hope Hicks eng mit Trump zusammen. Vor Gericht gibt sie tiefe Einblicke in das Chaos auf seinem Weg ins Weiße Haus. Ein Video mit schlüpfrigen Bemerkungen über Frauen gefährdet seinen Wahlkampf, der Artikel über eine Affäre mit einem Ex-Playmate bedroht seine Ehe.

Im Schweigegeldprozess gegen Ex-US-Präsident Donald Trump ist seine ehemalige enge Mitarbeiterin Hope Hicks in den Zeugenstand gerufen worden. Hicks arbeitete 2016 als Pressesprecherin seines Wahlkampfteams und übernahm nach Trumps Amtsantritt verschiedene Rollen im Weißen Haus. In ihrer Aussage beschrieb sie ihre Erinnerungen an das politische Erdbeben, das den Wahlkampf Trumps im Jahr 2016 erfasste, als die "Access Hollywood"-Aufnahme von 2005 öffentlich wurde, in der sich der 77-Jährige damit brüstete, Frauen ohne ihr Einverständnis zu begrapschen.

Trump und Hicks bei einer Wahlkampfveranstaltung im Oktober 2020.

(Foto: AP)

Die Staatsanwaltschaft im Bezirk Manhattan wirft Trump und seinen Mitarbeitern vor, an einem illegalen Plan zur Beeinflussung des Präsidentschaftswahlkampfs 2016 beteiligt gewesen zu sein, indem sie negative Berichte über den Kandidaten Trump durch Schweigegeldzahlungen unterdrückten und dafür Geschäftsunterlagen fälschten.

Hicks, einst eine der engsten Vertrauten Trumps, war von der Staatsanwaltschaft vorgeladen worden, die versucht, nachzuweisen, dass die geleakte Aufnahme Trumps damaligen Anwalt Michael Cohen dazu veranlasste, der Pornodarstellerin Stormy Daniels 130.000 Dollar Schweigegeld zu zahlen, um sie daran zu hindern, über eine angebliche sexuelle Begegnung mit Trump auszupacken, die Trumps Präsidentschaftsambitionen hätte gefährlich werden können.

"Das würde eine riesige Geschichte werden"

Hicks Aussage gewährte den Geschworenen Einblicke in die chaotische Dynamik nach der Veröffentlichung der Aufnahme, nur wenige Tage vor einer Debatte mit der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. Hicks beschrieb, wie sie sich mit anderen Trump-Beratern zusammensetzte, nachdem sie von einem Reporter der "Washington Post" von der Existenz des Videotapes erfahren hatte.

"Ich hatte ein gutes Gespür dafür, dass dies eine riesige Geschichte werden würde und dass sie die Nachrichten in den nächsten Tagen beherrschen würde", sagte Hicks. "Dies war eine schädliche Entwicklung". Sie fügte hinzu: "Das hat uns in einer Weise zurückgeworfen, die nur schwer zu überwinden sein würde." Nach der Veröffentlichung der "Access Hollywood"-Aufnahme habe sie Cohen gebeten, einem Gerücht über eine weitere potenziell für den Wahlkampf nachteilige Aufnahme nachzugehen. Sie habe proaktiv sein wollen, sagte Hicks. Die Suche sei aber letztlich ergebnislos geblieben.

Vier Tage vor der Wahl 2016 habe sie dann vom "Wall Street Journal" eine Bitte um Stellungnahme zu einer Recherche erhalten, dass American Media Inc. die Rechte an einer Story des früheren Playboy-Models Karen McDougal über eine angebliche Affäre mit Trump erworben habe. Trump bestreitet die Affäre. Hicks erinnerte sich daran, wie sie Trumps Schwiegersohn Jared Kushner kontaktierte, damit dieser seine Beziehungen zu Rubert Murdoch, dem Besitzer des Medienimperiums, zu dem auch das "Wall Street Journal" gehört, nutzt, um das Erscheinen des Artikels hinauszuzögern. Kushner habe ihr gesagt, dass es ihm wahrscheinlich nicht gelingen werde, Murdoch rechtzeitig zu erreichen.

Sorge, wie der Bericht bei Melania ankommen würde

Hicks berichtete dann von dem Gespräch, das sie am Tag nach dem Erscheinen des Artikels im "Wall Street Journal" im November 2016 mit dem 77-Jährigen führte. Trump habe sich Sorgen darüber gemacht, wie die angebliche Affäre mit dem Ex-Playmate bei seiner Ehefrau Melania ankommen würde. Hicks berichtete, er habe von ihr verlangt, sicherzustellen, dass die Zeitungen am Tag der Veröffentlichung des Artikels nicht zu Trumps Residenz gebracht würden. Auf die Frage, ob sich Trump auch um die Folgen für seinen Wahlkampf Sorgen gemacht habe, sagte Hicks, in dieser Zeit sei alles, über das sie gesprochen hätten, durch die Brille des Wahlkampfs betrachtet worden.

Trump habe sie oft gefragt, wie es laufe, um herauszufinden, wie seine Auftritte, Reden und Maßnahmen bei den Wählern ankamen. Hicks sagte, sie sei sich fast sicher, dass Trump mit der Formulierung Bedenken darüber zum Ausdruck gebracht habe, wie der Artikel des "Wall Street Journal" seine Wahlchancen und die finalen Tage seines Wahlkampfs beeinflussen könnte.

Bei Trump keine Emotionen, Tränen bei der Zeugin

Trump während der mehrstündigen Befragung seiner früheren Pressesprecherin.

(Foto: AP)

Trump zeigte keine Emotionen, als Hicks in den Zeugenstand trat. Hicks gab an, "wirklich nervös" zu sein. Sie sagte, sie habe zuletzt im Sommer oder Herbst 2022 mit Trump gesprochen. Zwar gehört sie nicht mehr seinem inneren Zirkel an, doch sprach sie zum Beginn ihrer Aussage in höchsten Tönen von ihrem früheren Arbeitgeber, machte ihm mehrfach Komplimente und beschrieb ihn als "sehr guten Multi-Tasker, ein sehr harter Arbeiter". Ihre mehrere Stunden dauernde Aussage musste einmal für eine kurze Pause unterbrochen werden, weil Hicks in Tränen ausbrach.

Auf die Frage von Staatsanwalt Matthew Colangelo, wem sie in ihrer Zeit als Kommunikationsdirektorin der Trump Organization, dem Immobilienunternehmen Trumps, Bericht erstattet habe, entgegnete sie: "Jeder, der dort arbeitet, untersteht in gewisser Weise Herrn Trump. Es ist ein großes, erfolgreiches Unternehmen, aber es wird in mancherlei Hinsicht wirklich wie ein kleiner Familienbetrieb geführt." Colangelo befragte sie auch zu ehemaligen Kollegen bei der Trump Organization oder der räumlichen Anordnung der Büros.

Hicks beschrieb den plötzlichen Übergang von ihrer Arbeit für die Trump Organization hin zum Wahlkampf. Als Trump ihr eröffnet habe, dass sie seine Pressesprecherin sein werde, habe sie gedacht, dass er vielleicht einen Scherz gemacht habe. Wegen ihrer fehlenden Erfahrung habe sie es zunächst nicht sehr ernst genommen. "Schließlich verbrachte ich so viel Zeit mit dem Wahlkampf, dass ich ein Mitglied des Wahlkampfteams wurde und die Pressesprecherin war."