„Willkommen in der Hölle": Russischer Frontsoldat warnt in Video unerfahrene Landsleute vor Rekrutierung

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Stand: 01.05.2024, 12:48 Uhr

Von: Momir Takac

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Die russische Armee zahlt jungen Leuten viel Geld, wenn sie in den Ukraine-Krieg ziehen. Ein Soldat schildert, warum sie dem Reiz widerstehen sollten.

Moskau - Russland verzeichnet im Ukraine-Krieg aktuell Erfolge an der Front, bezahlt dafür aber einen hohen Preis. Ukrainischen Zahlen zufolge sollen mehr als 1000 Menschen an nur einem Tag sterben. Das dürfte auch einen russischen Soldaten dazu bewogen haben, aufzurütteln, zu erklären, was es bedeutet, sich für Wladimir Putins Krieg zu melden.

Ein in Estland geborener Blogger hat bei X ein Video geteilt, das ursprünglich bei Telegram veröffentlicht wurde. Der Clip, der allein bei X schon mehr als eine Million Mal angesehen wurde (Stand: 30. April), zeigt einen namentlich nicht genannten Soldaten, der seinen russischen Landsleuten eindringlich davon abrät, nur für Geld in den Kampf zu ziehen.

Russischer Soldat warnt Landsleute, nur des Geldes wegen in Ukraine-Krieg zu ziehen

Wie Newsweek schreibt, lockt das russische Militär potenzielle Rekruten mit einem Einstiegsgehalt von 160.000 Rubel (etwa 1600 Euro). Das US-Nachrichtenmagazin bezieht sich auf Anzeigen, die mindestens das Dreifache des durchschnittlichen Gehalts in Russland versprechen. Das ist für gewöhnliche Russen sehr viel Geld. Im Video rät der Soldat, dieser Verführung zu widerstehen. Eine Untersuchung ergab, dass vor allem frisch rekrutierte Russen im Ukraine-Krieg sterben.

Der Soldat erzählt von vier jungen Männern. Einer von ihnen sei 19 Jahre alt gewesen und ohne jegliche Kampferfahrung. „Er hatte keine Ahnung, wie man ein Sturmgewehr hält, auseinandernimmt oder lädt. Wir gaben ihm eine Schutzweste, einen Helm und eine Waffe. Dann wurden wir an die Front geschickt. Alle vier starben", erklärte er.

Soldat schildert Zustände an der Front in der Ukraine

Es habe noch einen fünften Neuling gegeben, schilderte der Soldat weiter. „Wir fragten ihn: ‚Warum um alles in der Welt bist du hierhergekommen?' Er sagte: ‚Was meinst du? Wegen des Geldes'. Ach so, deshalb. Ok, dann hier ist deine Waffe. Da drüben ist ein Blutbad. Geh' und verdiene dein Geld. Er ging und verdiente viel … Er bekam 200 Leichen", erzählte der Soldat.

Es dauere Jahre, bis man lernt, wie man sich auf dem Schlachtfeld verhält. „Aber ihr werdet Geld verdienen", fuhr er zynisch fort. „Ihr dachtet, es wäre einfach? Scheiße, nein!" Es handle sich um einen „modernen Krieg" mit Streumunition und Drohnen, und es sei nicht wie im Zweiten Weltkrieg, „wo man einfach hinging, um Deutsche zu töten". Wie verzweifelt viele russische Armeeangehörige sind, zeigte ein abgehörtes Telefonat.

Russischer Soldat über Ukraine-Krieg: „Willkommen in der Hölle"

Weiter wandte er sich an „all diejenigen, die Helden sein wollen. „Euer Heldentum wird verschwinden, sobald ihr zum ersten Mal in den Kampf eintretet und die erste Leiche seht. Auch ihr könntet darunter sein", mahnte er. Der Krieg sei „verdammt beängstigend. Es ist mehr als nur Angst - es ist der Horror. Willkommen in der Hölle".

Wer wegen des Geldes in Putins Krieg zieht, habe entweder „das Leben satt" oder ist „ein totaler Idiot". „Der Patriotismus verschwindet schnell, wenn einem klar wird, dass man leben möchte", fügte er hinzu. Ukrainischen Schätzungen zufolge sollen im Ukraine-Krieg bislang mehr als 460.000 russische Soldaten verwundet oder getötet worden sein. Eine ähnliche Zahl nannte ein Minister der britischen Regierung dem UK Defence Journal. (mt)