„Eine Katastrophe": Winzer und Obstbauern fürchten in Sachsen um Ernte

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Totalausfall droht

„Eine Katastrophe": Winzer und Obstbauern fürchten in Sachsen um Ernte

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Der Radebeuler Weinberg Goldener Wagen: Triebe wurden durch Frost beschädigt, sie sind verwelkt. Viele Winzerinnen und Winzer aus Sachsen teilen dieses Schicksal.

Quelle: Friedrich Aust/dpa

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• 4 Minuten

Die Wetter-Kapriolen im April sorgen in Sachsens Weinbaugebieten für Schockwellen. Wegen Frostschäden wird der Totalausfall der Ernte befürchtet.

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Dresden/Bad Kösen. Die Sommer-Frost-Kapriolen haben im launischen Monat April bei den Weinbauern in Sachsen und Sachsen-Anhalt das große Zittern um ihre Ernte ausgelöst. Grund sind die Frostfolgen, die an den seit knapp vier Wochen austreibenden Reben massive Schäden ausgelöst haben. Felix Hößelbarth, Chef des Weinbauverbandes Sachsen, hatte am Dienstag bestätigt, was viele schon befürchtet hatten. Er gehe von Ausfällen von 90 bis 100 Prozent aus. „Die Ernte 2024 ist größtenteils passé", sagte der Weinbauernchef.

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Auch im benachbarten Sachsen-Anhalt ist die Lage im Anbaugebiet an Saale und Unstrut mehr als angespannt. „Das ist eine Katastrophe", sagte Weinbauverbandschefin Anja Polomski. Vom 22. auf den 23. April habe es einen Temperatursturz auf bis zu minus sechs Grad, in einigen Gebieten sogar bis zu minus sieben Grad Celsius gegeben. Das habe zu Totalausfällen in fast allen Weinbergen geführt, rund 90 Prozent der Reben seien erfroren, zeigte sich die Verbandschefin schockiert.

Brandtonnen und Feuerkerzen nützten Sachsens Winzern nur wenig

Laut Polomski habe es auch wenig genützt, dass die Weinbauern sich auf den Temperatursturz gut vorbereitet hatten. Überall brannten Feuer in den Weinbergen an Saale und Unstrut, auch im sächsischen Anbaugebiet an der Elbe wurde darauf gesetzt. Mitteldeutsche Winzer griffen auf Brandtonnen, Feuerkerzen, Lagerfeuer und Brennstäbe zurück. „Das sah sehr schön aus, aber bei diesen kalten Temperaturen nützen die Feuer wenig", bilanzierte Polomski enttäuscht.

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Im Saale-Unstrut-Gebiet wird auf 840 Hektar Wein angebaut. Es gibt 70 Winzer im Haupterwerb und rund 200 im Nebenerwerb. In Sachsen beträgt die Weinanbau-Fläche 488 Hektar, davon sind gut 80 Prozent Weißwein-Gebiet (Müller-Thurgau, Riesling, Weißburgunder). Bewirtschaftet wird die Ertragsrebfläche von 1381 Winzern, viele davon sind Klein-Winzer.

Sachsens Obstbauern befürchten 50 Prozent Ausfall

Neben den Weinbau-Gebieten haben die eisigen Nächte auch für Obstbauern verheerende Folgen. Wie die Sächsische Zeitung (SZ) unter Berufung auf den sächsischen Obstverband berichtet, fällt wegen der Frostschäden mehr als die Hälfte der Obsternte aus.

„Die Kirschen werden außen schwarz, die Äpfel werden innen schwarz, die Birnen werden matschig, zwischen 50 und 100 Prozent des Obstes sind betroffen", erklärt Geschäftsführer und Obstbauer Udo Jentzsch gegenüber der SZ. Er vertritt die Interessen von mehr als 70 Obstbaubetrieben in Sachsen und Sachsen-Anhalt.

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Minister Günther prüft Hilfsmittel

Die Sorgen um die Zukunft der Winzer und Obstbauern im Freistaat rufen auch die Landespolitik auf den Plan. „Die Nachtfröste sind dramatisch für den Weinbau und den Obstbau in Sachsen. Das wird erhebliche Auswirkungen auf die Erntemengen haben", befürchtet Sachsens Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Bündnis 90/Grüne). Der Ressortchef kündigte an, dass man sehr kurzfristig mit den Verbänden ins Gespräch gehen werde. Das Ministerium prüfe die Anwendbarkeit der Hilfsinstrumente für betroffene Unternehmen.„Der sächsische Wein- und Obstbau liegt mir am Herzen. Das sind strategisch wichtige Branchen für unser Ziel, die regionale Wertschöpfung auszubauen", sagte Günther. Er verwies in seiner Funktion als Umweltminister zudem darauf, dass die harten Nachtfröste nach viel zu warmen Tagen als „menschengemachter Klimawandel ein existenzielles Risiko für die Landwirtschaft" seien.

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„Die jüngsten Nachtfröste haben den sächsischen Weinbau in eine dramatische Situation gebracht, die mir Sorgen bereitet", sagte Valentin Lippmann, Sprecher für Weinbau der Grünen-Fraktion im Landtag. Er forderte ein zügiges Lagebild über die entstandenen Schäden und die Folgen für die diesjährige Ernte. Es müsse geklärt werden, inwieweit diese durch Versicherungen ersetzt werden. „Schon jetzt ist absehbar, dass der sächsische Weinbau Unterstützung bei der Bewältigung dieser Krisensituation brauchen wird."

CDU-Politiker: Solidarität mit Sachsens Weinbauern zeigen

Der CDU-Landtagsabgeordnete Sebastian Fischer, der aus der Region Meißen stammt, appelliert bereits an die Landesregierung, auf Härtefälle schnell zu reagieren. „Wer als Klein- und Kleinstwinzer nicht versichert ist, steht vor einem Totalausfall. Hier sollte im Landwirtschaftsministerium geprüft werden, ob eine Hilfe im Einzelfall möglich wäre." Auch jeder Verbraucher könne aus Solidarität etwas tun, so Fischer. „Besuchen wir die Winzer in ihren Vinotheken, Ausschankorten sowie Hofläden, kaufen und verschenken wir sächsische Qualitätsweine", rät er.

LVZ