Bitcoin und Geldpolitik: Das bedeutet die aktuelle Situation für den BTC-Kurs

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Inflation, Zinsen und QE Bitcoin und Geldpolitik: Das bedeutet die aktuelle Situation für den BTC-Kurs

Die Zinsen bleiben oben und der Bitcoin-Kurs rutscht ab. Welchen Einfluss die Notenbanken auf die Kurse am Krypto-Markt ausüben.

03.05.2024, 18:0203.05.2024

Beitragsbild: Shutterstock

| Die Gelddruckmaschinen drosseln ihre Geschwindigkeit und damit auch den Bitcoin-Kurs.

In diesem Artikel erfährst du:

  • Wie die neue "Zins-Inflations-Realtität" den Bitcoin-Kurs beeinflusst
  • Warum der Einfluss der japanischen Zentralbank auf den Bitcoin-Kurs nicht unterschätzt werden darf
  • Welche nächsten Schritte in der Geldpolitik in den kommenden Wochen wahrscheinlich sind

Die Aussage "Steigt die Geldmenge, dann steigt auch Bitcoin" mag stark vereinfachend sein, dennoch hat sie sich in der Vergangenheit als sehr belastbar erwiesen. Blickt man dazu auf die globale Geldmenge M2 der größten Währungsräume, dann beträgt die Korrelation zwischen Bitcoin und M2 knapp 90 Prozent. Während uns dieses Phänomen im Zuge der Corona-Krise einen Boom am Krypto- und Aktienmarkt beschert hat, haben wir die Kehrseite durch die anschließenden Zinserhöhungen zu spüren bekommen. Die hohe Inflation hat die Notbanken gezwungen, die Liquidität zu reduzieren, indem Anleiheaufkäufe zurückgefahren und die Kapitalbeschaffung verteuert wurde.

Status quo Bitcoin und Geldmenge

Den Höhepunkt des Zurückfahrens der Geldmenge M2 haben die großen Notenbanken im November 2022 erreicht - ein vorläufiger Boden war ausgemacht. Was dann folgte, war eine Kursbewegung wie aus dem Drehbuch: Kryptowährungen und Aktien erholten sich gemeinsam mit der ansteigenden Liquidität.

Die Korrelation der Geldmenge M2 und Bitcoin, Quelle: Global Macro Investor

Seitdem kurzem stockt die Geldmenge M2 wieder und ist zuletzt sogar leicht zurückgegangen. Ganz gleich, ob Bitcoin oder Aktienindex NASDAQ: die Kurse korrigierten. Die Korrektur wurde zuletzt von hoher Inflation und damit reduzierter Zinssenkungsphantasie verstärkt.

Schließlich hält sich die Inflation in den großen Währungsräumen hartnäckiger als erhofft. Insbesondere Fed-Chef Jerome Powell hat die Märkte mit seinen Worten zuletzt auf Talfahrt geschickt. Von den ehemals drei eingepreisten Zinssenkungen in 2024 erwartet der Markt gerade einmal nur noch eine Reduzierung gegen Jahresende. Doch selbst diese wird inzwischen immer stärker angezweifelt.

Makro vs. fundamentale Faktoren

Entsprechend konnte man in den vergangenen Tagen eine Einpreisung der neuen "Inflation-Zins-Realität" erleben. Natürlich wäre es zu einfach, einen rein monokausalen Zusammenhang zwischen Geldmenge M2 und den Kursen von Vermögenswerten zu unterstellen.

Auch losgelöst von der Geldmenge war eine Korrektur am Kryptomarkt überfällig, um Überhitzungen abzubauen. Zumal es fundamental einige schlechte News für die Krypto-Industrie gab, die auf die Stimmung am Markt gedrückt haben.

Vorwiegend der neue regulatorische Angriff der amerikanischen Wertpapieraufsicht SEC gegen den Sektor ist hier anzuführen. Neben Klagen gegen Krypto-Unternehmen wie MetaMask oder den Krypto-Mixer Samourai Wallet, wird auch eine Ablehnung der Ethereum-Spot-ETF-Anträge im Mai seitens der US-Aufsicht erwartet. Die Aussage: "Sell in May and go away" wird damit immer wahrscheinlicher zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung.  

Japan mehr in den Fokus rücken

Im Kontext zwischen Geldmenge und Bitcoin-Kurs darf allerdings nicht nur auf die USA beziehungsweise die Geldpolitik der Fed geschaut werden. Auch die EZB und Bank of Japan haben einen großen Einfluss auf das Niveau der globalen Geldmenge M2. Vor allem Japan stand in den vergangenen Wochen im Fokus, da das Land seine jahrzehntelange Nullzinspolitik, seit dem Jahr 1998, beendet hat.

Wenn auch deutlich geringer als in anderen Währungsräumen, so ist Japan, das eigentlich nur Deflation kennt, neuerdings mit Inflation konfrontiert. Gleichzeitig taumelt der Yen immer stärker, immer größere Interventionen der Bank of Japan sind notwendig, um den Kursabsturz gegenüber dem US-Dollar aufzufangen.

Für den Yen sieht es aktuell alles andere als gut aus. Während die Inflationserwartungen steigen, wertet der US-Dollar weiter auf. Quelle: Crescat Capital LLC

Mit dieser neuen monetären Situation ist die Sorge verbunden, dass Japan zukünftig nicht mit der gewohnten Aggressivität die Märkte unterstützt. Von einem permanenten Unterstützungsfaktor hat sich Japan in den vergangenen Wochen daher immer mehr zu einem Belastungsfaktor gewandelt. Für ein Asset wie Bitcoin, das als starker Proxy für die Geldmenge herhält, sind das überhaupt keine guten Nachrichten. Überspitzt formuliert: Die Rettung des Yen geht zulasten von Bitcoin.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Dass die großen Notenbanken nicht mit der erhofften Geschwindigkeit zur Zinssenkung ansetzen, bremst die Märkte ab. Allerdings gilt der Grundsatz, dass hohe Zinsen auch hohe Zinskosten mit sich bringen, die am Ende Staaten, Haushalte und Unternehmen bezahlen müssen. Um eine Kostenexplosion zu verhindern, die letztlich in eine nicht mehr zu bewerkstelligende Überschuldung führt, ist die Ausweitung der Geldmenge M2 nur aufgeschoben, nicht aber aufgehoben.

Zumal sich die Risiken im System, bei anhaltend hohem Zinsniveau, erhöhen. Man denke hier nur an die Bankenpleiten Silicon Valley Bank oder First Republic Bank. Auch gefährden die USA mit ihrer aktuell restriktiven Haltung andere Währungsräume, die eine Zinssenkung noch dringender notwendig hätten, sich aber nicht trauen, auszuscheren. Unter anderem orientiert sich die EZB recht stark an der Geldpolitik der Fed.

Makroausblick für Bitcoin

Selbst wenn das Zinsniveau länger als erwartet oben bleibt, kann über andere Wege die Geldmenge M2, zum Beispiel durch Ankauf von Staatsanleihen (Quantitative Easing, QE), erhöht werden. Es ist davon auszugehen, dass Notenbanken im Zweifel eine höhere Inflation in Kauf nehmen, anstatt zu riskieren, dass ihre Volkswirtschaften kollabieren.

Für den Bitcoin-Kurs bedeutet das vor allem, dass vorerst positive Impulse vonseiten der Geldpolitik fehlen. Auf der anderen Seite könnten die zukünftigen Reaktionen der Notenbanken umso heftiger ausfallen, je größer die Schäden durch die restriktive Geldpolitik werden. Die geldpolitischen Maßnahmen zur Corona-Pandemie haben gezeigt, wie schnell eine Geldmengenausweitung die Kurse nach oben treiben kann.

Auch wenn sich dieses Szenario in der Ausprägung nicht wiederholen sollte, steigen mit jedem weiteren Monat die Chancen, dass das Pendel der Liquidität zurückschlägt und Bitcoin zur nächsten Rallye ansetzt. Sofern wir keinen inflationären Schock durch externe Ereignisse, wie geopolitische Eskalationen erleben, dürfte auch noch in diesem Jahr der nächste Schub an Liquidität von den genannten Zentralbanken kommen. Vorerst ist allerdings Durststrecke beziehungsweise Sommerpause nicht unwahrscheinlich.

Disclaimer: Der Artikel spiegelt lediglich die Meinung des Autors wider. Es handelt sich nicht um Kauf- oder Verkaufsempfehlungen.