So sieht die Kündigung aus, die Getir jetzt seinen Ridern schickt

→ Оригинал (без защиты от корпорастов) | Изображения из статьи: [1]

Der letzte Rest vom Schützenfest: Die Getir-Warehouses stehen bald leer. Gründerszene liegt die Kündigung eines Riders vor.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Alexander Kazakov, Collage: Gründerszene

Fotografieren lassen will Jaspal sich nicht - hier seinen echten Namen lesen, auch nicht. Zu groß ist die Sorge, dass Getir das gegen ihn verwendet. Denn Jaspal ist auf die zwei Monatsgehälter angewiesen, die Getir seinen Mitarbeitern versprochen hat, jetzt, wo das Unternehmen rund 1.200 Menschen entlässt, wie Business Insider am Montag berichtete. Darunter sind rund 800 Rider.

Rider wie Jaspal. Der weiß, dass es Getir finanziell schon länger nicht mehr gut geht. Und sorgt sich, das Unternehmen könne nach Gründen suchen, den Ridern gar kein Geld auszuzahlen nach der Kündigung.

Jaspal kommt ursprünglich aus Indien; inzwischen studiert er an einer Uni in Brandenburg. Weil er dort mit seinen geringen Deutschkenntnissen keinen Job findet, arbeitet Jaspal in Berlin - bei Getir. Drei Stunden fährt jeden Morgen mit dem Zug nach Berlin, um hier die Frühschicht zu fahren. Das macht er jetzt noch bis zum 11. Mai.

Dann ist Getir in Deutschland Geschichte. Dann ist Gorillas, der 10-Minuten-Lieferdienst, über den 2020 alle gestaunt haben und der 2022 an Getir verkauft wurde, Geschichte. Und natürlich Jaspals Job.

Innerhalb von wenigen Tagen ist der Getir-Rider arbeitslos

Die 1.200 Getir-Kündigungen wurden diese Woche zunächst überhaupt nur deshalb bekannt, weil Unternehmen bei Massenentlassungen die Bundesagentur für Arbeit informieren müssen. Nachdem Business Insider am Montagmorgen darüber berichtet hatte, äußerte sich Getir um 12 Uhr mit einem offiziellen Statement.

Darin gibt das Unternehmen an, sich aus dem europäischen Markt zurückziehen. Hintergrund sollen Überlegungen sein, wonach Hauptinvestor Mubadala aus Abu Dhabi, der auch bei Flink investiert ist, beide Lebensmittel-Lieferdienste zusammenlegen will. Demnach soll sich Getir, das 2015 in Istanbul gegründet wurde, auf die Türkei konzentrieren, Flink auf Europa.

Weiter heißt es in dem Pressestatement von Montag: „Getir drückt seine aufrichtige Wertschätzung für das Engagement und die harte Arbeit aller seiner Mitarbeiter in Großbritannien, Deutschland, den Niederlanden und den USA aus."

Lest auch

Wie wertgeschätzt fühlt sich Jaspal? „Not really", sagt der Rider wörtlich. Von der Kündigung erfährt Jaspal von einem Kollegen, der die Nachricht am Montag online liest. Kündigungs-Gerüchte machen da schon seit über einem Monat die Runde. Einen Tag später habe sich jemand von der HR per Videocall an das Team seines Darkstores gewandt, sagt er. Überrascht ist da niemand mehr. Jaspal bezeichnet die Stimmung intern als „depressed".

Ein Kollege liest die Nachricht von den Getir Kündigungen im Internet

In Berlin betreibt Getir aktuell noch rund 20 seiner zentralen Mini-Lager, den Darkstores. Am 11. Mai schließt Jaspals Standort, der Student steht dann ohne Job da. Parallel strömen 800 andere Rider auf den Arbeitsmarkt, die Mehrzahl in Berlin. Die Lage sei sehr angespannt, sagt Jaspal. Er habe sich jetzt bei McDonalds und KFC beworben.

Ausgedient: Jaspals Getir-Handschuhe.

Gründerszene

Jaspal sagt, er hätte sich gewünscht, früher Bescheid zu bekommen, dass er mit einer Kündigung rechnen müsse. Einfach, um mehr Zeit für die Jobsuche zu haben.

Heute, am Freitag, dem 3. Mai rechnet Jaspal mit den offiziellen Kündigungsdokumenten. Erst dann hat er Sicherheit über die zwei Monatsgehälter, die ihm bisher nur mündlich zugesagt worden sind, sagt er.

Nach der Schicht die Kündigung aus dem Briefkasten gezogen

Ein anderer Rider beschreibt seine Kündigung anders. Mit ihm habe überhaupt niemand gesprochen. In seinem Darkstore habe auch niemand von der Getir-HR angerufen. Stattdessen bekommt Amal (Name ebenfalls geändert) einen Brief, den er am Dienstag, dem 30. April aus dem Briefkasten zieht, nach der Schicht. Es ist seine Kündigung. Gründerszene hat er Fotos von dem Dokument gezeigt.