Rekordverlust für Russlands Wirtschaft - Putins Gasgeschäft wird sich wohl nie erholen

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Stand: 05.05.2024, 18:00 Uhr

Von: Bona Hyun

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Der Überfall auf die Ukraine und westliche Sanktionen treiben Russlands Energieriese Gazprom in die Krise. Putin bleiben nur noch wenig Auswege.

Moskau - Schlechte Nachrichten für Russlands Wirtschaft: Eine wichtige Einnahmequelle droht einzubrechen. Für Wladimir Putin sind Gasgeschäfte eine unentbehrliche Geldquelle, um seine Kriegskasse aufzustocken. Doch der Ukraine-Krieg und die westlichen Sanktionen schmälern dessen Einnahmen: So verzeichnet der Energieriese Gazprom erstmals seit 1999 keinen Gewinn und schreibt tiefrote Zahlen - mit verheerenden Folgen für Moskau.

Verluste für Russlands Wirtschaft: Putins Energieriese rutscht in Milliardenverluste

Im zweiten Jahr des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat der russische Energiekonzern Gazprom einen Nettoverlust von rund 629 Milliarden Rubel (umgerechnet 6,4 Milliarden Euro) eingefahren. Übereinstimmenden russischen Medienberichten zufolge handelt es sich um den ersten Nettoverlust, den Gazprom seit dem Jahr 1999 verzeichnete. Zu erklären ist der massive Einbruch durch die geringen Gasliefermengen nach Europa.

Russlands Wirtschaft leidet unter einbrechenden Gasexporten. © Gavriil Grigorov/dpa

Aus Protest gegen westliche Sanktionen hatte Moskau im Sommer 2022 selbst die Lieferungen weitestgehend eingestellt. Laut dem Handelsblatt ging zuvor zwar nur ein Drittel des Gazprom-Gases nach Europa. Der Konzern erwirtschaftete mit dieser Menge aber zwei Drittel seines Gewinns. Zudem haben europäische Länder mehr Erfolg bei der Suche nach alternativen Gasquellen: Der Anteil Russlands an den europäischen Gasimporten sank laut EU-Daten von 40 Prozent im Jahr 2021 auf acht Prozent im Jahr 2023, schreibt die Financial Times.

Einbruch im Gasgeschäft schmälert Einnahmen für Russlands Wirtschaft

Experten sind der Meinung, dass es Russlands Wirtschaft langfristig nicht gelingen wird, das Niveau von Putins Gasgeschäfte vor dem Ukraine-Krieg herzustellen. Gazprom sei nicht in der Lage, Profit zu erzielen, schreibt die Wochenzeitung The Economist. Im Jahr 2021 exportierte Gazprom noch über 174 Milliarden Kubikmeter Erdgas in europäische Länder. 2023 lagen die Erdgaslieferungen von Gazprom nach Europa nur noch bei 28,3 Milliarden Kubikmeter, wie Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters zeigen (Stand Januar 2024). Laut Andrey Klepach, Chefökonomen des staatlich russischen Kreditinstitutes Wneschekonombank (VEB), ist es unrealistisch, die verlorenen Exportmengen in den nächsten zehn Jahren wiederherzustellen.

Wenn Russlands Wirtschaft die gesunkenen Gasexporte kompensieren will, gibt es laut The Economist zwei Optionen: ein massiver Ausbau der Gas-Pipelines oder eine Steigerung von LNG-Exporten. Doch besonders die Steigerung von LNG-Exporten wäre ein sehr ambitioniertes Vorhaben.

Das LNG ist laut dem ARD-Politikmagazin Monitor für den Kreml inzwischen fast so wichtig wie die verbliebenen Einnahmen aus den Pipeline-Lieferungen. Derzeit schätzen Fachleute das Volumen der nach und über Europa transportierten LNG-Mengen auf einen Wert von rund zwölf Milliarden Euro jährlich. Putin will das Geschäft in den nächsten Jahren sogar verdreifachen.

Putin muss Gasexporte ankurbeln für Russlands Wirtschaft - doch gelingt ihm das?

Allerdings ist es schwer zu sagen, ob Putin der Ausbau seiner Gasgeschäfte gelingen wird. So gerät Putins LNG-2-Projekt aufgrund der Sanktionen ins Stocken und Nowatek, Russlands größter Produzent von Flüssigerdgas (LNG) musste die Produktion für das Projekt Arctic LNG 2 vorerst einstellen. Zudem werden Forderungen, unter anderem von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), nach Sanktionen gegen russisches LNG lauter. Das könnte abermals die LNG-Geschäfte für Putin massiv einschränken.

Die Zukunft für Russlands Wirtschaft bei weiterhin sinkenden Gasexporten sieht düster aus. Immerhin gilt Russlands als einer der weltweit größten Exporteure von Gas. Zweifellos ist Putin deshalb wirtschaftlich auf Gewinne aus dem Handel mit russischem Gas und LNG angewiesen.