Russland vor dem Kollaps? Chinas riskanter Schachzug wird Putin zum Verhängnis

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Stand: 09.05.2024, 18:00 Uhr

Von: Bona Hyun

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Russlands Wirtschaft ist auf den chinesischen Yuan angewiesen. Diese Abhängigkeit erwies sich zu Beginn als profitabel - doch nun birgt sie große Risiken.

Moskau - Beben in der Finanzwelt: Spekulationen über eine fortschreitende Abwertung der chinesischen Yuan-Währung könnte auch Russlands Präsident Wladimir Putin beunruhigen. Für die chinesische Regierung könnte eine Yuan-Abwertung Chinas Exporte ankurbeln und den Banken Spielraum für Zinssenkungen verschaffen. Was für China neue wirtschaftliche Perspektiven bringen könnte, könnte Russland jedoch schaden.

Chinas riskanter Schachzug wird Russlands Wirtschaft zum Verhängnis

Russlands Wirtschaft ist auf das chinesische Zahlungsmittel angewiesen - denn für Putin ist der den Yuan zur einzigen Reservewährung geworden. In den letzten Monaten versuchte Russland mit China ins Gespräch zu kommen über die Aufnahme von Krediten in der chinesischen Währung. Doch zuletzt wiegelte China ab: Volksbanken aus China zogen sich aus Geschäften mit Russland zurück, aus Sorge vor westlichen Sanktionen.

Was passiert bei einer Abwertung einer Währung?

Die Währungsabwertung ist eine Strategie, den Wert einer Landeswährung gegenüber anderen Währungen zu verringern. Dadurch werden ausländische Güter und Dienstleistungen teurer, eigene Produkte für ausländische Käufer jedoch günstiger. Wird zum Beispiel der Euro abgewertet, steigen die Preise für Importe, da mehr Euro benötigt werden, um die gleiche Menge an Fremdwährung zu kaufen.

Seit Jahren treibt Putin die „Yuanisierung" der russischen Wirtschaft an, um Russland unabhängig vom US-Dollar zu machen. Dollar-Rubel-Transaktionen werden durch Yuan-Rubel-Transaktionen ersetzt, zudem können Russen über das chinesische Zahlungssystem Kreditkartenrechnungen begleichen. Auf dem letzten BRICS-Gipfel im August 2023 betonte Putin laut der Newsweek, dass ein Rückgang der Bedeutung des US-Dollars „unumkehrbar" sei. Moskau habe geschworen, seine Wirtschaft zu „entdollarisieren" und Währungen aus Ländern zu meiden, die seine Aggression in der Ukraine verurteilt haben.

Russlands Wirtschaft will sich vom Dollar lösen - China macht Putin Strich durch die Rechnung

Laut Newsweek drängt auch die russische Zentralbank auf eine größere Unabhängigkeit von westlichen Finanzsystemen und Währungen und fördert Währungen befreundeter Länder, wie den Yuan aus China, indem sie deren Anteil an den Devisenreserven erhöht. Doch der Weg bis zur Unabhängigkeit des US-Dollars ist noch lang. „Der von den BRICS-Staaten initiierte Plan zur Entdollarisierung befindet sich noch im Anfangsstadium der Umsetzung", so Grzegorz Dróżdż, Marktanalyst bei Invest.Conotoxia.com gegenüber Newsweek.

Putin und Xi Jinping haben ihre wirtschaftlichen Beziehungen ausgebaut. Doch Chinas Schachzug stellt die Partnerschaft auf die Probe. © Valeriy Sharifulin/dpa

Mit einer Abwertung der Yuan-Währung erschwert China nun für Putin den Schritt, sich vom US-Dollar zu lösen. Es ist nicht auszuschließen, dass China ohnehin plant, seine Währungspolitik ohne Rücksicht auf die Wünsche Russlands zu gestalten und sich Putin deshalb mit der wachsenden Abhängigkeit Chinas keinen Gefallen tut.

Im Jahr 2023 schrieb das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel), dass die „Yuanisierung" der russischen Wirtschaft hohe Kosten für China birgt. China hat eigentlich ebenfalls Interesse, sich vom Dollar zu lösen. Wenn aber als Folge der vermehrten Nutzung des Yuans in Russland immer mehr Yuan auf den Markt käme, wäre das Gegenteil erreicht.

Putins Wirtschaft ist auf Yuan angewiesen - Folgen von Chinas Strategie

Hingegen sind andere Experten der Meinung, dass Chinas Schachzug keinen allzu großen Effekt auf die russische Wirtschaft haben wird. Es bestünden dafür andere Risiken. „Die Abwertung Chinas wird Russland helfen, mehr aus China zu importieren. Ich glaube nicht, dass dies ein Problem für Russland ist, aber es ist ein Problem für diejenigen, die mit China auf anderen Märkten konkurrieren, einschließlich Südostasien", sagte Alicia García-Herrero, Chefvolkswirtin für den Asien-Pazifik-Raum bei der Investmentbank Natixis, gegenüber Newsweek.