Ölpreise auf Achterbahnfahrt - diese Faktoren beeinflussen die Kurse

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Brent und WTI Ölpreise auf Achterbahnfahrt - diese Faktoren beeinflussen die Kurse

Erdöl-Föderanlage in North Dakota, USA

© imageBROKER | Jim West / Picture Alliance

von Udo Trichtl

03.05.2024, 08:34 3 Min.

Erst sanken die Preise für die Öl-Sorten Brent und WTI, nun steigen sie leicht. Die Termingeschäfte spiegeln einmal mehr die volatile Gesamtlage in der Welt

Die Ölpreise haben eine unruhige Woche hinter sich: Nach dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed am Mittwoch brachen die Kurse um drei Prozent ein, um sich daraufhin wieder etwas zu erholen: Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete am Donnerstagmittag 84,11 US-Dollar und damit 67 Cent mehr als am Mittwochabend. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 55 Cent auf 79,51 Dollar. 

Der Grund dafür war der am Donnerstag deutlich gefallene Dollarkurs. Der Rohstoff wird bekanntermaßen in US-Dollar gehandelt. Verliert der Greenback, wird der Einkauf am globalen Markt günstiger, was die Nachfrage tendenziell steigen lässt.

Trotz dieser kleinen Unterstützung tendiert der Preis für WTI-Öl seit Tagen abwärts. Der Rückgang um drei Prozent am Mittwoch war der niedrigste Stand seit Mitte März. Auslöser hierfür waren die unerwartet kräftig gestiegenen Rohöllagerbestände in den USA, was auf einen Angebotsüberhang hindeutet. 

Hinzu kam der Auftritt von Fed-Chef Jerome Powell am Mittwochabend. Powell hielt in seiner Rede einerseits daran fest, dass die Zinsen noch dieses Jahr sinken werden. Der derzeitige Inflationsschub mache es allerdings erforderlich, dass die Kreditkosten noch etwas länger auf ihrem Zwei-Dekaden-Hoch verharren müssten. Sollte die Notenbank mit ihrer Hochzinspolitik den Preisschub unter Kontrolle bekommen, bedeutet das im Umkehrschluss, dass sich die US-Konjunktur in den kommenden Monaten abkühlen und die Ölnachfrage sinken würde. Da Terminmärkte wie jener für Öl in der Zukunft handeln, preisen die Marktteilnehmer derartige Erwartungen frühzeitig ein.

Hoffnungen auf Waffenstillstand 

Der Rohölpreis wird auch dadurch belastet, dass es zu einer Entspannung im Nahen Osten kommen könnte. Ein Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas würde die geopolitische Risikoprämie für Ölpreise zumindest teilweise ausgleichen. Nach dem Überfall der Terroristen am 7. Oktober 2023 kostete Brent zeitweise über 90 Dollar pro Barrel. 

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist der Iran, auch am internationalen Rohölmarkt. Nicht nur, weil das Regime in Teheran als größter Unterstützer der Hamas gilt und Israel zuletzt auch direkt angegriffen hat. Der Iran könnte die Straße von Hormus blockieren, eine der wichtigsten Schifffahrtswege für die weltweite Ölversorgung. Damit würde das Land allerdings seine wichtigste Einnahmequelle kappen. Der Iran ist Mitglieder in der Opec und aufgrund von internationalen Sanktionen von den Förderquoten innerhalb des Verbunds ausgenommen. Und da der Iran mit China einen verlässlichen Abnehmer findet, hat das Land seine Fördermenge im Vorjahr stark ausgebaut.

Opec hält an Kürzungen fest

Die breite „Opec plus"-Allianz, zu der neben Opec-Mitgliedern wie Saudi-Arabien, Irak und Iran auch Staaten wie Russland und Mexiko gehören, reagiert auf die zuletzt gefallenen Preise mit Produktionskürzungen. Die Organisation der erdölexportierenden Länder förderte im April knapp 26,5 Millionen Barrel pro Tag und damit 100.000 Barrel weniger als noch im März, zeigt eine Reuters-Umfrage.

Der Dollar notiert auf einem Sechs-Monats-Hoch. Das macht Importe für das Ausland teurer - und könnte vielerorts die Inflation neu entfachen

Bereits im November hatte die „Opec plus" eine Produktionskürzung von insgesamt etwa 2,2 Millionen Barrel pro Tag bekannt gegeben und möchte diese zumindest bis Ende Juni beibehalten. Wie es ab dann weitergehen soll, steht offiziell noch nicht fest. Laut Reuters-Informationen werden die Produzenten an ihrer künstlichen Verknappung allerdings festhalten, sollte die globale Nachfrage nicht wie erhofft anziehen.

Öl-Förderungen der USA missfallen Saudi-Arabien

Während „Opec plus" alles daran setzt, den Rohölpreis nach oben zu schrauben, versucht US-Präsident Joe Biden das Gegenteil. Die Vereinigten Staaten sind mittlerweile zum größten Ölförderland der Welt aufgestiegen, auch deshalb, weil die Biden-Regierung umfassende Bohrgenehmigungen erteilt. Die Demokraten dürften im Wahljahr kein Interesse an höhen Rohölpreisen und damit einhergehenden steigenden Benzinpreisen haben, ungeachtet aller Klima-Versprechen.  

Dass die USA mit steigenden Exporten auf den Markt drängen, bringt die führende Opec-Nation Saudi-Arabien in eine Zwickmühle. Das Königreich ist der weltweit zweitgrößte Rohölproduzent und benötigt laut Fitch-Berechnungen in diesem Jahr einen durchschnittlichen Ölpreis von mehr als 90 Dollar pro Barrel, um seinen Haushalt auszugleichen. Die knapp 100 Mrd. Dollar hohe Dividende des Branchenriesen Aramco ist die wichtigste Einnahmequelle des saudischen Staates. Dem Vorhaben, Kunden davon abzuhalten, US-Rohöl zu kaufen, ebenso wie billige Barrel des regionalen Konkurrenten Iran, dürften steigende Preise jedoch zuwiderlaufen.

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