DHL Group: Chef Tobias Meyer möchte Brief-Geschäft beibehalten

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Weiter „die Post in Deutschland zu sein" - das war Tobias Meyer eine wichtige Botschaft während seines ersten Aktionärstreffens in der Rolle als DHL-Group-Konzernchef an diesem Freitag in Bonn. Damit gemeint war: Das traditionelle Brief- und Paketgeschäft hierzulande weiter im Portfolio zu behalten. Meyer zeigte zwar in seiner Präsentation viele Fotos von sich selbst auf Reisen in verschiedenste Länder, in knallgelber Flughafenwarnweste oder dabei, wie er „gelegentlich" auch „selber mit Hand angelegt" habe, etwa in Paketzentren. Der Sorgensparte „Post & Paket" daheim galt trotzdem eine Menge Aufmerksamkeit auf der Hauptversammlung.

Aktionärsvertreter kritisierten die Kursentwicklung der DHL -Aktie im Vergleich zu den Wettbewerbern und stellten infrage, ob das Portfolio des Konzerns, das aus insgesamt fünf Divisionen besteht, noch sinnvoll sei. Im traditionellen - und mittlerweile vergleichsweise kleinen - Bereich „Post und Paket Deutschland" in den auch das Briefgeschäft fällt, hat das Unternehmen nämlich ordentlich zu kämpfen.

Lieber E-Mails als Papierpost

„Nicht zufriedenstellend" lautet hier auch Meyers eigenes Urteil, er spricht von vielen „Bürden". Damit gemeint sein dürfte unter anderem, dass die meisten Menschen mittlerweile lieber E-Mails als Papierpost verschicken. Die Hoffnung von DHL ruht deshalb auf dem neuen Postgesetz. Von dem verspricht sich das Unternehmen „Flexibilität bei den Brief-Laufzeiten", zu Deutsch: die Briefe sollen länger unterwegs sein dürfen.

Bisher ist vorgeschrieben, dass 80 Prozent ihren Empfänger schon am folgenden Werktag erreichen müssen. Nach dem neuen Postgesetz soll es genügen, wenn 95 Prozent am dritten Werktag nach Versand da sind. Das ist deshalb wichtig für den Konzern, weil es bei kleineren Mengen immer teurer wird, das Verteilnetz zu unterhalten.

Könnte eine Abspaltung sinnvoll sein?

Mehrere Fondsgesellschaften warfen deshalb während der Hauptversammlung die Frage auf, ob eine Abspaltung des Brief- und Paketgeschäfts in Deutschland sinnvoll sein könnte. „Ist die Deutsche Post der richtige Eigentümer der Post und Paket Division?", fragte etwa Hendrik Schmidt, Vertreter der DWS. „Wir glauben fest daran, dass wir der beste Eigentümer sind, dass wir dieses Geschäft verstehen und besser als alle anderen Unternehmen in Deutschland erbringen können", antwortete Vorstandschef Meyer. Das neue Postgesetz sei dafür jedoch „zwingend erforderlich, auch, um wirtschaftlich nachhaltig zu sein".

Grundsätzlich sind die DHL-Anteilseigner erfolgsverwöhnt, sahen sich zuletzt aber gedämpfter Stimmung gegenüber. Der pandemiebedingte Boom im Onlinehandel ist vorbei und die Transportmengen in der Logistik sinken wegen internationaler Krisen. Als der Konzern im März seine Geschäftszahlen vorgestellt hatte, lagen sie zwar im Plan, klangen aber weniger rosig als in den Vorjahren. Die DHL Group musste Umsatzeinbußen hinnehmen und einen gesunkenen Vorsteuergewinn vermelden.

Auch der Ausblick in die Zukunft ist eher zurückhaltend. „Wir müssen uns auf weiterhin unruhige Zeiten einstellen", mahnte Meyer während der Hauptversammlung und verwies auf die konjunkturellen Gegebenheiten. Trotz der Herausforderungen versuchte der DHL-Chef aber Optimismus zu verbreiten: Die Geschäfte liefen weiterhin verhältnismäßig gut, unter anderem, weil man „gestiegene Kosten - wo immer möglich - an Kunden weitergegeben und Preise marktgerecht angepasst" habe. „Selbst im schwächsten Marktumfeld der vergangenen 15 Jahre sind wir hochprofitabel." Mit dem Geschäftsjahr 2023 sei DHL „zufrieden". Konsequenterweise soll die Dividende 1,85 Euro je Aktie betragen, das ist ebenso viel wie im Vorjahr und entspricht 59 Prozent des Nettogewinns.