TikTok: So warnt die Polizei vor angeblichem „Vergewaltigungs-Tag"

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Berlin - Großer Wirbel um den angeblichen „Vergewaltigungs-Tag"! Erst schrieb Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (41, CDU) besorgt an 800 Schulen in der Hauptstadt. Nun warnt auch die Polizei!

Auf TikTok kursiert die falsche Information, der 24. April sei der „National Rape Day" (dt.: „Vergewaltigungstag"). Sexuelle Belästigung junger Frauen und Mädchen sei an diesem Tag ohne Konsequenzen für die Täter, wird da behauptet.

Das sagt die Polizei zu dem Wahnsinn

Auf Instagram stellte die Berliner Polizei am Mittwoch klar: „Dieses Gerücht ist nicht nur falsch und gefährlich, sondern auch in jeder Hinsicht verstörend. Bitte beteiligt euch nicht daran."

„In jeder Hinsicht verstörend", nennt die Polizei Berlin die Fake News

Schulsenatorin warnt vor Fake News

In einem eindringlichen Brief hatte Günther-Wünsch bereits am Dienstag vor diesen Fake News gewarnt. Viele Pädagogen hatten von der widerlichen TikTok-Nachricht noch gar nichts gehört!

Auch nicht Schüler Noah F. (20) aus Friedrichshain: „Ich habe es gestern auf Instagram erfahren. Genau deswegen habe ich kein TikTok. Das ist der größte Quatsch, den ich je gehört habe."

Schüler Noah F. ist froh, dass er kein TikTok hat

Karin Jehniche (59), Leiterin der Christian-Morgenstern-Grundschule (1. bis 6. Klasse) in Berlin-Spandau: „Ich war überrascht, als ich das Schreiben der Senatorin bekommen habe. Mir sagte das Thema noch gar nichts. Ich habe sofort unsere Pädagogen und Sozialarbeiter zusammengetrommelt. Die kannten das tatsächlich."

In den Pausen und auch innerhalb des Schulgebäudes habe man am Mittwoch „besonders sensibel beobachtet, ob sich irgendwo etwas anbahnt".

Warum aber hatte Günther-Wünsch das Schreiben überhaupt verfasst? Ein Sprecher der Bildungsverwaltung zu BILD: „Es hatten uns Hinweise aus Schulen erreicht, auf die wir mit dem Schreiben schnell und aktuell reagiert haben." Gab es Vorfälle am Mittwoch? „Eine konkrete Auswertung liegt nicht vor."

Lob für den Brief kommt auch von der Opposition. „Es ist gut, dass die Senatorin über das Thema informiert hat, das dient der Prävention", sagt Bildungs-Expertin Franziska Brychcy (40, Linke). „Es unterstreicht, dass Medienbildung sehr wichtig ist." Bahar Haghanipour (40, Grüne): „Die Aufklärung und der Schutz vor sexualisierter Gewalt und die Hilfe für Betroffene kann nicht gut genug sein."

Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (41, CDU)

Verfahren gegen TikTok eingeleitet

Die Europäische Kommission hat erst in dieser Woche erneut ein Verfahren gegen TikTok eröffnet - wegen der „Gefahr schwerer Schäden für die psychische Gesundheit der Nutzenden".

Besonders schützenswürdig: vor allem Kinder. Denn die meisten haben schon seit der Grundschule ein eigenes Gerät, mit dem sie Zugang zu Communitys wie TikTok kriegen.

Der Hintergrund: Die Videoplattform hatte die neue App „TikTok Lite" im April eingeführt, in Europa ist sie bislang in Frankreich und Spanien verfügbar.

Diese Version enthält ein Punktesystem: Wer sich anmeldet, mehrere Stunden Videos schaut oder Freunde zu TikTok einlädt, wird mit digitalen Münzen belohnt. Die können dann gegen geringe Beträge in Form von Gutscheinen getauscht werden, etwa für den Onlinehändler Amazon.

Auch die USA stellen TikTok ein Ultimatum: Entweder das Unternehmen löse sich binnen eines Jahres von der chinesischen Mutter Bytedance oder es werde in den USA aus den App-Stores von Apple und Google verbannt. Der Vorwurf: Nutzer würden ausspioniert.

Allerdings: Die Gefahren der App scheinen selbst für den Bundeskanzler hinter der potenziellen Reichweite zu verschwinden. Seit April ist Olaf Scholz (65, SPD) bei TikTok, seit Mittwoch auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (54, Grüne).