Russland mit 22 Paletten Plastikfolie ausgetrickst? Details zu Anschlag auf Krim-Brücke veröffentlicht

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Stand: 07.05.2024, 19:15 Uhr

Von: Nils Hinsberger

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Russland vermutet einen ausgeklügelten Plan hinter dem Angriff auf die Krim-Brücke im Jahr 2022. Kiew bestätigt seine Beteiligung - sind weitere Angriffe geplant?

Kertsch - Die Ukraine greift bei ihrem Abwehrkampf gegen die Armee von Russlands Machthaber Wladimir Putin immer wieder auf unkonventionelle Mittel zurück - wohl auch wegen des anhaltenden Munitionsmangels. Neben Bomben aus dem 3D-Drucker, wie sie im vergangenen Jahr im Ukraine-Krieg zum Einsatz kamen, soll auch die Krim-Brücke mit einem improvisierten Sprengsatz zerstört worden sein, berichtete die ukrainische Online-Zeitung Ukrainska Pravda.

Die strategisch wichtige Kertsch-Brücke, die das russische Festland mit der annektierten Krim-Halbinsel verbindet, wurde schon mehrfach durch das Militär der Ukraine angegriffen. Ein Sprengstoffanschlag vom 8. Oktober 2022 soll nun aufgedeckt worden sein und enthüllt einen ausgefeilten Plan. Der Sprengsatz, der zu schweren Schäden an der Brücke führte, war offenbar zwischen mehreren Rollen Plastikfolie versteckt - und hatte eine lange Reise hinter sich.

Mehr als zwei Monate unterwegs - Sprengsatz blieb von Russland unentdeckt

Der selbstgebaute Sprengsatz soll auf der Basis von festem Raketentreibstoff basiert gewesen sein, wie die russische Tageszeitung Kommersant unter Berufung auf Ermittlungsmaterialien berichtete. Erstaunlicher als der Sprengsatz selbst ist aber, wie er überhaupt zur Krim-Brücke gelangte. Versteckt zwischen 22 Paletten Polyethylenfolie, soll er zunächst von der ukrainischen Stadt Odessa nach Georgien gelangt sein. Von dort sei er weiter nach Armenien gebracht worden, wo die Fracht durch den Zoll abgefertigt worden sei. Begleitdokumente seien währenddessen ersetzt worden.

Eine Explosion auf der Krim-Brücke aus dem Jahr 2022 soll nun aufgeklärt worden sein. Die Ermittlungen enthüllen einen komplexen Plan der Ukraine. © ITAR-TASS/SNA/IMAGO (Montage)

Anschließend seien die Paletten auf einem LKW über die georgisch-russische Grenze nach Armavir in der russischen Region Krasnodar geliefert worden, wie die russischen Untersuchungen ergeben haben sollen. Den Rest der Reise habe der Sprengsatz in einem russischen LKW verbracht, dessen Fahrer nichts von den Plänen gewusst haben soll.

Laut den russischen Behörden haben die ukrainischen Hinterleute diese komplexe Route zu einem ganz bestimmten Zweck gewählt. Damit sei versucht worden, die Aufmerksamkeit von der eigentlichen Ware wegzulenken - offensichtlich eine erfolgreiche Taktik.

Ukraine wartete richtigen Zeitpunkt ab - Sprengsatz auf Krim-Brücke per GPS gezündet

Russland gehe davon aus, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Geheimdienst der Ukraine beauftragte, den Anschlag auf die Kertsch-Brücke durchzuführen, berichtete Newsweek. Dieser habe den Sprengsatz mit einem GPS-System ausgestattet, welches die Bombe an einem zuvor festgelegten Brückenabschnitt explodieren ließ. Diese Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

Der Angriff hat seine Wirkung aber nicht verfehlt: Mit einer Sprengkraft von etwa 10 Tonnen TNT wurden große Teile der Brücke schwer beschädigt. Zwei Brückenfelder stürzten im Zuge der Explosion ein und 17 Güterkesselwagons, die mit Treibstoff beladen waren, wurden beschädigt. Wie die Tagesschau berichtete, seien mindestens drei Menschen bei der Explosion ums Leben gekommen.

Militärblogger befürchten weiter Angriffe der Ukraine auf die Krim-Brücke

Kiew soll auf Anfrage von Newsweek die Verantwortung für den Angriff auf die Kertsch-Brücke übernommen haben. In Russland gehe man davon aus, dass die Ukraine weitere solcher Aktionen plane. Der Telegram-Kanal Ryabar, der in Verbindung mit dem russischen Verteidigungsministerium stehen soll, habe vergangene Woche entsprechende Befürchtungen geteilt.

Demnach habe die Ukraine mithilfe US-amerikanischer Köder-Raketen russische Luftverteidigungssysteme und Radare ausfindig gemacht. Der Kanal vermute darin Vorbereitungen auf einen erneuten Angriff auf die strategisch wichtige Brücke. Dieser könne noch vor der am 7. Mai anstehenden formellen Amtseinführung von Putin als Russlands Präsident stattfinden. (nhi)