Stellantis verliert die Kontrolle: Raubkopien europäischer Autos rollen in Russland vom Band

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Stand: 15.05.2024, 18:01 Uhr

Von: Patrick Freiwah

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Während westliche Unternehmen sich aus Russland zurückziehen, wachsen die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Russland und China. Der Beweis: Der Citroën C5 Aircross.

Moskau - Trotz der verhärteten Fronten zwischen Russland und dem Westen aufgrund des Ukraine-Kriegs, sind europäische Produkte nach wie vor in Russland präsent. Insbesondere im Automobilsektor zeigt sich dies deutlich. So wird beispielsweise das Modell Citroën C5 Aircross in Kaluga, südwestlich von Moskau, produziert, obwohl der europäische Autobauer Stellantis seine Produktion in Russland 2022 aufgrund von Sanktionen eingestellt hat.

Raubkopien von Citroen C5 werden in Russland hergestellt

Automotive Technologies, ein russisches Unternehmen, gab bekannt, dass es mit der Produktion dieser Modellreihe begonnen hat. Die Auslieferung der Fahrzeuge ist für Mai 2024 geplant. „Am 27. März startete die Serienproduktion des Citroën C5 Aircross im Werk in Kaluga", so eine Pressemitteilung von Automotive Technologies. Aktuell ist die Webseite des Unternehmens nicht zugänglich.

Im Februar berichtete Reuters erstmals, dass mindestens 42 Bausätze aus China importiert wurden, um das Citroën-Modell in der ehemaligen Stellantis-Fabrik zusammenzubauen. Die Bauteile stammen jedoch nicht aus Frankreich, sondern von der chinesischen Dongfeng Motor Group.

Stellantis gab in einer Stellungnahme bekannt, dass es im Dezember 2023 festgestellt hat, „die Kontrolle über seine Einheiten in Russland verloren" zu haben. Der europäische Autobauer war zu 70 Prozent an dem Werk beteiligt, die restlichen 30 Prozent gehörten Mitsubishi. Laut Auto Motor und Sport hat mittlerweile Automotive Technologies das Werk übernommen, wo weiterhin auch Autos des französischen Autobauers, konkret der C5 Aircross, produziert werden.

Sanktionen gegen Russland lassen auch europäische Unternehmen leiden

Im Zuge der Eskalation im Februar 2022 zogen sich westliche Unternehmen nach und nach aus Russland zurück. Gleichzeitig wuchsen die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Russland und China, auch im Automobilsektor. Chinesische Handelsdaten für das vergangene Jahr zeigen, dass die Autoexporte nach Russland fast siebenmal höher waren als 2022, was einem Wertzuwachs von rund 10 Milliarden US-Dollar entspricht.

Citroën C5 Aircross: Stellantis-Partner Dongfeng liefert Bausätze für die Modelle des französischen Herstellers. © IMAGO/Aleksey Nikolskyi

Stellantis gab vor einigen Monaten bekannt, dass es aufgrund des Produktionsstopps in Russland 144 Millionen Euro verloren hat, darunter 87 Millionen Euro in bar und Barmitteläquivalenten. Der europäische Konzern konnte sich jedoch von diesem Rückschlag erholen: 2023 erzielte der Konzern einen Gewinn von 2,2 Milliarden Euro, nachdem zuvor ein Verlust von 354 Millionen Euro verzeichnet wurde.

China unterstützt Putin mit Bauteilen für europäische Autos

Zolldaten zeigen, dass Stellantis weder an den Vorgängen in Kaluga beteiligt war, noch davon wusste. Aber wie gelangen die Bauteile für Russland nach China? Dort betreibt der Autokonzern mit Dongfeng ein Joint Venture, über das Modelle von Stellantis in der Volksrepublik hergestellt und verkauft werden.

Ob die Bausätze Teile enthalten, die unter westliche Sanktionen gegen Russland fallen, ist laut Reuters unklar. Da die Komponenten jedoch aus China stammen, spielt dies eine untergeordnete Rolle. Selbst Originalteile deutscher Premiumhersteller fanden bis zum Kriegsbeginn über Drittstaaten ihren Weg in die Russische Föderation. (PF)