Geburtenrate: Zu wenig Kinder? Das hat auch mit dem Mutterbild zu tun - WELT

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Veröffentlicht am 08.05.2024 | Lesedauer: 3 Minuten

Um die Kinder kümmern sich vor allem die Mütter

Quelle: picture alliance / Westend61

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Die größte Last der Familienarbeit tragen nach wie vor die Mütter, auch wenn sie zugleich berufstätig sind. Dabei könnten auch die Väter Elternzeit nehmen und sich mehr um den Nachwuchs kümmern. Unterm Strich arbeiten Frauen mehr als Männer. Das bleibt nicht ohne Folgen.

Das wirklich Interessante an familienpolitischen Anliegen ist (neben den familienpolitischen Anliegen), dass sie in der Regel nur diejenigen Menschen interessieren, deren Probleme sie gerade lösen möchten.

Zum Beispiel das: Ein Paar erwartet ein Kind. Weil es den Versprechungen von Vereinbarkeit von Kind und Karriere glaubt (oder auch nur von „Kind und normaler Job", das allein ist eigentlich schon schwer genug), richtet es sich darauf ein, dass beide weiterhin berufstätig sind. Und dass der Staat sich während dieser Zeit um die Betreuung der Kinder kümmert. So hat Ursula von der Leyen das schließlich in ihrer Zeit als Familienministerin mit den Deutschen abgemacht.

Genau damit fangen die Probleme dann an. Denn so richtig funktioniert das System nicht: zu wenig Kita-Plätze; zu wenige Erzieher sowieso; und streiken Hort und Schule eigentlich diese Woche wieder? Berufstätigkeit und Familie, das merken die Eltern meist ziemlich schnell, ist keine Frage des eigenen guten Willens und von ein bisschen Disziplin, sondern der strukturellen politischen Versäumnisse. Nur: Zum gesellschaftlichen Großskandal scheint das nicht zu taugen.

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Dabei wäre das dringend angezeigt. Denn Deutschland hat ein Problem: Dem Land geht der Nachwuchs aus. In Deutschland kommen immer weniger Kinder zur Welt. Die Zahl der Geburten ist auf den niedrigsten Stand seit 2013 gesunken, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag mit. Im Jahr 2023 wurden demnach in Deutschland rund 693.000 Kinder geboren, das waren 6,2 Prozent weniger als im Vorjahr.

Die demografische Entwicklung aus immer mehr Alten und immer weniger Jungen belastet die umlagefinanzierten Sozialsysteme. Vom Arbeitskräftemangel zu schweigen. Diese drastische Problematik sollte als Ausweis genügen, dass sich etwas ändern muss. Allerdings dürfte das grundlegender sein als ein paar Tausend Neueinstellungen im Erzieher- und Lehrerbereich.

Denn neben diesen Mangelerscheinungen scheitert die Familienpolitik vor allem an ihrer eigenen Erzählung. Die begann mit der Einführung des Elterngeldes und handelte von der Befreiung der Frau durch Lohnarbeit. Am Wickeltisch sollte künftig nicht mehr nur die Mutter stehen, sondern zu gleichen Teilen (oder wenigstens überhaupt: zu Teilen) auch der Vater.

Vätern fehlt der Wille zur Veränderung

Es ging um Chancengleichheit und vor allem um das Leitbild doppelt berufstätiger Eltern. Gewissermaßen sollte das Verhalten der Frauen nach der Familiengründung vermännlicht werden. Ein bisschen hat das auch geklappt: Frauen stehen dem Arbeitsmarkt heute früher wieder zur Verfügung als es vor der Einführung des Elterngeldes der Fall war.

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Das Problem sind die Väter. Die haben nicht den gleichen Willen zur Veränderung gezeigt: Nur etwa die Hälfte der anspruchsberechtigten Männer nimmt überhaupt Elternzeit, nur ein Bruchteil davon mehr als die für Väter reservierten zwei Monate. Das ist Emanzipation in homöopathischen Dosen, denn wer in den Jahren danach die Hauptlast der Familienarbeit tragen wird, neben der Lohnarbeit, ist gleichermaßen logisch wie inzwischen auch von der Forschung einschlägig dokumentiert.

Betrachtet man Lohnarbeit und Familienarbeit zusammen - also Kinderbetreuung, Pflege oder Haushalt -, arbeiten Frauen mehr als Männer. Die Doppelverdienerehe als politische Norm, mit entsprechenden Leistungen flankiert, macht die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht leichter. Frauen haben das verstanden. Ihr Gebärstreik ist verständlich.