Putins Raubkopien rollen vom Band: Europäischer Autobauer hat „Kontrolle über Einheiten in Russland verloren"

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Stand: 07.05.2024, 18:00 Uhr

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Kaluga in Russland: In einer Produktionshalle wird aus China-Komponenten der Citroën C5 Aircross montiert. © IMAGO/Aleksey Nikolskyi

Stellantis hat sich aus Russland zurückgezogen. Dennoch rollen in Kaluga Modelle vom Typ Citroën C5 Aircross vom Band. Ein globales Wirtschaftsgeflecht macht's möglich.

Kaluga/München - Im Ukraine-Krieg sind die Fronten verhärtet - und wirtschaftlich besteht Eiszeit zwischen Russland und dem Westen. Das bedeutet jedoch nicht, dass in dem flächenmäßig größten Land der Erde keine europäischen Fabrikate mehr stattfinden. Im Gegenteil. Obwohl der europäische Autobauer Stellantis bereits 2022 aufgrund von Sanktionen die Produktion in Russland beendete, laufen in Kaluga (südwestlich von Moskau) offenbar neue Modelle des Citroën C5 Aircross vom Band.

Russland: Autoproduktion von Citroën-Modell mit Bauteilen aus China

Laut Reuters gab das russische Unternehmen Automotive Technologies bekannt, dass es mit der Herstellung dieser Modellreihe begonnen hat. Die Auslieferung der Fahrzeuge soll ab Mai 2024 stattfinden. „Am 27. März startete die Serienproduktion des Citroën C5 Aircross im Werk in Kaluga", wird eine Pressemitteilung von Automotive Technologies zitiert. Aktuell ist die Website des Unternehmens nicht erreichbar.

Kürzlich beugte sich ein deutscher Baustoff-Riese dem öffentlichen Druck und zog sich vom lukrativen Russland-Geschäft zurück:

Bereits im Februar berichtete die Nachrichtenagentur erstmals unter Berufung auf Zolldaten und zweier Informanten, dass mindestens 42 Bausätze aus China importiert wurden, um in der früheren Stellantis-Fabrik das Citroën-Modell zusammenzubauen. Die Komponenten selbst stammen jedoch nicht aus Frankreich, sondern von der chinesischen Dongfeng Motor Group.

Stellantis hat „Kontrolle in Russland verloren" - China springt in die Bresche

Stellantis ließ in einem Statement wissen, dass man im Dezember 2023 feststellte, „die Kontrolle über seine Einheiten in Russland verloren" zu haben. An dem Werk war der europäische Autobauer zu 70 Prozent beteiligt, die restlichen 30 Prozent lagen bei Mitsubishi. Laut Auto Motor und Sport hat inzwischen Automotive Technologies das Werk übernommen, wo weiterhin auch Autos des französischen Autobauers, konkret der C5 Aircross, vom Band laufen.

Während sich westliche Unternehmen im Zuge der Eskalation im Februar 2022 sukzessive aus Russland zurückzogen, wuchsen die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Russland und China, so auch im Automobilsektor: Chinesische Handelsdaten für das vergangene Jahr zeigen, dass die Autoexporte nach Russland fast siebenmal höher waren als 2022, was einem Wertzuwachs von rund 10 Milliarden US-Dollar entspricht.

Citroën C5 Aircross: Stellantis-Partner Dongfeng liefert Bausätze für die Modelle des französischen Herstellers. © IMAGO/Aleksey Nikolskyi

Russlands Wirtschaft: Citroën C5 Aircross läuft dank Joint-Venture vom Band

Stellantis erklärte vor wenigen Monaten, dass man aufgrund des Stopps der Aktivitäten in Russland 144 Millionen Euro verloren hat, darunter 87 Millionen Euro an Bargeld und Barmitteläquivalenten. Doch konnte sich der europäische Konzern mittlerweile vom Rückschlag erholen: 2023 verbuchte der Konzern einen Gewinn von 2,2 Milliarden Euro, nachdem zuvor ein Verlust von 354 Millionen Euro notiert wurde.

Zolldaten belegen: Stellantis ist bei den Vorgängen in Kaluga offenbar weder involviert gewesen, noch wusste man Bescheid. Doch wie kommen die Bauteile für Russland nach China? Dort betreibt der Autokonzern mit Dongfeng ein Joint Venture, über das Modelle von Stellantis in der Volksrepublik gebaut und auch dort verkauft werden.

Ob die Bausätze Teile enthalten, die unter westliche Sanktionen gegen Russland fallen, ist Reuters zufolge unklar. Weil die Komponenten jedoch aus China stammen, spielt dies eine untergeordnete Rolle. Selbst Original-Bauteile deutscher Premiumhersteller fanden bis nach Kriegsbeginn über Drittstaaten den Weg in die russische Föderation. (PF)