Gewaltakt in Kanada: Drei Verdächtige im Fall von ermordetem Sikh-Separatisten Nijjar festgenommen

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Gewaltakt in Kanada Drei Verdächtige im Fall von ermordetem Sikh-Separatisten festgenommen

Der Mord an Hardeep Singh Nijjar löste 2023 eine diplomatische Krise zwischen Indien und Kanada aus. Nun hat die kanadische Polizei drei Männer verhaftet. Die Ermittler prüfen Verbindungen zur indischen Regierung.

04.05.2024, 11.08 Uhr

Demonstranten vor dem indischen Konsulat in Vancouver (2023)

Foto: Jennifer Gauthier / REUTERS

In Kanada hat die Polizei drei Verdächtige festgenommen, die an der Ermordung eines Sikh-Separatisten im vergangenen Jahr beteiligt gewesen sein sollen. Den drei Männern wird Mord ersten Grades und Verschwörung zur Last gelegt, wie zunächst der Sender CBC unter Berufung auf Gerichtsdokumente berichtete. Ihnen wird vorgeworfen, am Tag der Ermordung des Sikh-Aktivisten und kanadischen Staatsbürgers Hardeep Singh Nijjar in Vancouver als Schützen, Fahrer und Späher tätig gewesen zu sein.

Laut CBC untersucht die Polizei zudem mögliche Verbindungen der Festgenommenen zu drei weiteren Morden, unter anderem an einem elfjährigen Jungen in Edmonton. Bei den Verdächtigen handelt es sich demnach um drei indische Staatsangehörige in ihren Zwanzigern, wie die Polizei auf einer Pressekonferenz in Toronto mitteilte.

Die drei Verdächtigen hätten laut Polizei als nicht ständige Einwohner in Kanada gelebt. Derzeit werde untersucht, ob es Verbindungen zur indischen Regierung gebe.

Im Juni war Nijjar, der sich für die Errichtung des unabhängigen Sikh-Staates in Indien eingesetzt hatte, erschossen auf dem Parkplatz eines Tempels in der kanadischen Provinz British Columbia gefunden worden. Er war von den indischen Behörden wegen angeblichen Terrorismus und Verschwörung zur Fahndung ausgeschrieben gewesen.

Im September wies die kanadische Regierung einen indischen Diplomaten aus, der dem Außenministerium in Ottawa zufolge einer Verbindung mit dem auf kanadischem Boden verübten Mordanschlag verdächtigt wurde. Premierminister Justin Trudeau zufolge legten »glaubwürdige Anschuldigungen« eine Verstrickung des indischen Geheimdiensts nahe.

Indien weist Vorwürfe Kanadas als »absurd« zurück

Die Vorwürfe lösten einen heftigen diplomatischen Streit  aus. Die indische Regierung bezeichnete die Anschuldigungen als »absurd«, dementierte »jegliche Gewaltakte in Kanada« und stellte die Bearbeitung von Visaanträgen in Kanada »vorübergehend« ein.

In Kanada lebt die weltweit größte Sikh-Gemeinschaft außerhalb des nordindischen Bundesstaats Punjab. Punjab, wo etwa 58 Prozent der Bevölkerung Sikh und 39 Prozent Hindus sind, wurde in den Achtzigerjahren und Neunzigerjahren von einer gewaltsamen Unabhängigkeitsbewegung erschüttert. Tausende Menschen wurden getötet. Heute leben die lautstärksten Separatisten in der indischen Diaspora.